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Exkursionstagebuch

 

Island-Exkursion

17. bis 31. Juli 2005

Route


Tagebuch der Teilnehmer
Sonntag, d. 17.7 / Montag, d. 18. Juli 2005:

Keflavík - Reykjavík - Mosfellsbær - Snæfellsnes (Vegamót)


Mitten in der Nacht landeten wir auf dem Flughafen in Keflavík. Bereits beim Anflug hatten wir die karge Landschaft Islands erahnen können. Mein spontaner Eindruck sollte sich nach der ersten Nacht in einem Quartier der Heilsarmee in Reykjavík bestätigen. Vieles erinnerte mich in der Stadt an die immer ein wenig trostlos und unbelebt wirkenden Hauptorte der Shetland- oder Orkney-Inseln, als wir fröstelnd und den Reißverschluß unser winddichten Jacken bis unters Kinn geschlossen den ersten Erkundungsspaziergang unternahmen. Auch das Preisniveau von dem im Ausland immer staunend berichtet wurde, schien sich zu bestätigen, so daß ich auf einen Vorfrühstückssnack in Form eines Croissants für 3 Euro verzichtete und mich doch lieber an das aus Deutschland mitgebrachte Müsli, das in den Kellerräumen der Heilsarmee verteilt wurde, hielt. Nach dem Frühstück beluden wir noch ein wenig ungeübt den Hänger unseres Kleinbusses mit den mitgeschleppten Essensvorräten, Zelten und Rucksäcken, selbst ein Koffer befand sich unter den Gepäckstücken und machten uns auf den Weg zu Gummi, der uns in den nächsten beiden Woche als Chauffeur und "exemplarischer Isländer" begleiten sollte. Der erste Halt auf unserer Fahrt zur Halbinsel Snæfellsnes war das nördlich von Reykjavíks gelegene Wohnhaus Halldór Laxness', Gljúfrasteinn, das vor wenigen Jahren zum Museum erklärt worden war. Vom Schlafzimmer des Schriftstellers wanderte mein Blick das Tal entlang bis zum Meer und auch seinen Geburtshof hatte Laxness von hier oben immer im Blick gehabt. Im Nebenraum befand sich das Arbeitszimmer, das zugleich als Bibliothek diente und aufgrund der Bücherregale, die bis unter die Decke reichten die Neugierde der BesucherInnen auf sich zog. Lebhaft konnte ich mir vorstellen, wie die verwunschen wirkende Landschaft vor den Fenstern den Nobelpreisträger zu der ein oder anderen Zeile in seinen Werken inspiriert haben mußte. Das im Parterre gelegenen Wohnzimmer hingegen mit seinem fast die ganze Längsseite des Raumes einnehmenden Couchtisch und der langen Bank für die zahlreichen ausländischen Gäste, die hier im Haus ein und ausgingen, schien den Gegenpol zur ruhigen Arbeitsatmosphäre im ersten Stock zu bilden. Der Besuch des Schriftstellerhauses sollte eine der eindruckvollsten Erinnerungen der ganzen Reise in mir hinterlassen. Hier an diesem idyllischen, wenn auch kargen Ort, neben dem kleinen Bachlauf, wo wir unseren ersten arktischen Thymian gepflückt hatten, hätte ich selbst gerne ein paar Sommerwochen verbracht. Weiter ging es Richtung Norden zum Hvalfjörður, den wir aufgrund des für Island so ungewöhnlich schönen Wetters umrundeten, anstatt den direkten und schnelleren Weg durch den Tunnel zu benutzen. In der Nähe des Wasserfalls Glymur ließen wir das Auto zurück, schlugen uns durchs Gestrüpp und ließen uns nach einem kleinen Mittagsspaziergang am Bachrand zum Picknicken nieder. Nach einigen weiteren Kilometern im Kleinbus trafen wir auf als Touristenattraktion ausgeschilderte Basaltsäulen, die sich in der Nähe des Hofes Gerðuberg befanden. Als sechseckige Säulen schmiegten sie sich dicht aneinander gedrängt und mehrere Meter in die Höhe ragend einen Landvorsprung entlang.. Auf dem Weg zu unserem kleinen blauen Häuschen wenige Meter von einer einsam gelegenen Tankstelle in Vegamót entfernt, sichteten wir die ersten allerdings nicht mehr tätigen Vulkankrater. Einige von uns zeigten sich so fasziniert von dem aus dem flachen Land hervorragenden schwarzen Ungetüm, daß sie auch der halbstündige Fußmarsch zum Eldborg nicht abschreckte, um ihn zu erklimmen. Am Abend des ersten Reisetages kamen wir schließlich in unserem Häuschen an, das für die nächsten Nächte unser Basislager bilden sollte.

Annette Doll

2.Tag, Dienstag, 19. Juli 2005
Vegamót - Búðir - Arnastapi - Vegamót


Unser zweiter Tag auf Snæfellsnes! Und das Wetter ist wieder so herrlich, dass wir nach dem gemeinsamen Frühstück quietschfidel in den Bus hüpfen und gespannt sind, was der Tag wohl bringen wird. Schon die Fahrt nach Búðir ist ein Erlebnis. Blauester Himmel, gute Laune im Bus, herrlichste Aussicht. Zur Rechten die Lavaberge, zur Linken das Meer, fahren wir auf der streckenweise sehr geraden Straße nach Búðir am schwarzen Lavastrand.
Dort erwartet uns ein ebenso schwarzes Kirchlein, das aus dem sattgrünen Rasen scharf hervorsticht und ganz klein wirkt vor den mächtigen Bergen im Hintergrund. Da ist auch ein Hotel mitten am Meer. Leute sind jedoch außer uns kaum unterwegs. Nachdem wir uns das Kirchlein in all seinem Grün und Schwarz angesehen haben, geht's durch helle Dünen mit richtig feinem Sand und ein paar dünnen Grasbüscheln. Ist man oben, sieht man sie schon, ein Kontrast zu dem fein crèmefarbenen Sand: Raue, scharfkantige, sehr schwarze Lavabrocken ragen heraus. Scharfkantig, leider, denn schon gibt es einen Schrei und großen Aufruhr - Marlene hat sich an der Lava verletzt. Schmerzen und blaue Flecken, aber nach vielen tröstenden Worten und einem Schluck Schnaps geht es dann doch und tapfer steht sie wieder auf.
Wir gehen zum Bus zurück und entscheiden, auf dem umgestürzten Pudding zu essen. So sieht er nämlich aus, der uralte Krater Búðaklettur, und helle Soße scheint auch noch herabzurinnen. Über das weite Lavafeld, braun und mit verschiedenen Kräutern und Schafen bewachsen, gehen, rennen oder schlendern wir zum Krater. Es ist früher Nachmittag und die Sonne brennt herunter und treibt uns den Schweiß auf die Stirn. Dann sind wir am Fuße des Kraters und nach einem kurzen Aufstieg schon oben am Kraterrand.
Wir gehen auf dem schmalen Pfad den Rand hinauf und ganz oben finden wir eine schöne Stelle zum Sitzen und Picknicken. Die Sicht ist wirklich fabelhaft und das Wetter kaum zu glauben. Zu unserer Linken die ebene Küste von Snæfellsnes und das dünne graue Band der Straße, zu unserer Rechten der weite Strand in seiner Bucht und der Gletscher! Nachdem sich seine Wolkendecke gnädig zurückgezogen hat, erscheint der Snæfellsjökull in all seiner Pracht vor unseren Augen. Und er ist wirklich ein sehr schöner Berg, sehr ebenmäßig mit weißen Mustern überzogen. Hinter uns sind die Lavaberge und fast überall das endlose blaue Meer. Es duftet und die Luft ist frisch, man riecht das Meer, eine feine Spur von Algen und Salz mischt sich in den sanften Gletscherwind.
Nach dem Essen sitzen wir noch eine Weile oben. Aber allmählich wird es wieder Zeit, den Abstieg zu wagen und außerdem sticht die Sonne in die Augen. Der Rückweg gestaltet sich eher gemütlich. Die weißen Schafe schauen erst recht verdutzt und laufen dann weg, wenn wir sie beim Kräuterrupfen stören. Das Meer ist herrlich und verlockend; leider keine Zeit zum Baden.
Nachdem alle wieder im Bus verstaut sind, geht's als Nächstes zu den Dreizehenmövenkolonien von Arnarstapi. Wir schlendern am Rand der Klippen entlang. Man riecht sie schon, der strenge Geruch von Vogelmist und hie und da findet sich auch eine Feder. Schließlich kommen wir zur ersten Kolonie, ja, so kann man es nennen, die Aushöhlung zu unseren Füßen ist mit großer Bestimmtheit in Besitz genommen von unzähligen Möwen: Fast alle freien Stellen sind besetzt und der Fels mutet an wie moderne Kunst, weiße Farbspritzer überall auf dem Grau verteilt; die Möwen hinterlassen ihre Spuren. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen und großes Geschrei. Auf einem Vorsprung sitzen drei Kleine und schreien und die Eltern sind vollauf damit beschäftigt, die hungrigen Schnäbel zu stopfen. Auf einem anderen Vorsprung sitzen zwei Möwen und stecken zierlich die Köpfe zusammen, sie sehen aus wie ein Pärchen, sie lassen sich von unserer Anwesenheit nicht stören.
Nach einem isländischen Kaffee und einem gemütlichen Ratsch im Café setzen wir uns wieder in den Bus und fahren nach Hause nach Vegamót. Die Rückfahrt ist genauso toll wie die Hinfahrt, die Straße führt von Arnarstapi erst ein kleines Stück am Berg entlang aufwärts, der Snæfellsjökull prangt in seiner ganzen Kraft und Schönheit links neben uns und dann geht es gemächlich wieder abwärts mitten in die klare Weite hinein.
In Vegamót in unserem kleinen Ferienhaus wartet eine immerwährende Warteschlange vor dem Bad und die Vorfreude auf das Abendessen. Angekündigt ist ein Festmahl. Und das ist es tatsächlich, nach einigen Vorbereitungen ist es angerichtet - gegrilltes Lamm, Gemüse, Kartoffeln, Wein und frisches Wasser. Wir schmausen im Garten hinterm Haus und nach dem erfüllten Tag, dem Wein und Lachen fühlen sich alle wohlig warm und kuscheln sich am Abend zufrieden in ihre Schlafsäcke.

Karin Heigl


3.Tag, Mittwoch 20. Juli 2005
Vegamót - Stykkishólmur - Flatey - Helgafell - Vegamót


Nach einer eher kurzen Nacht Frühstück um 1/4 vor 7 - trotz der gebotenen Eile ist für alles Zeit: ausgiebig frühstücken, alle 15 durchs Bad, packen - und superpünktlich um 10 vor 8 (was uns ein riesen Lob von Katharina einbringt) rollen wir bereits in unserem Bus Richtung Stykkishólmur im Norden der Halbinsel Snæfellsnes, bei strahlender Sonne, unglaublicher Wärme und vollkommener Windstille. Wir haben phantastisch klare Fernsicht, ringsum gelb-grün-violett schimmerndes Lavagebirge, nur die Spitzen liegen noch in einer leichten Wolkenschicht. Weite, leicht gewellte, mit dickem Moos bewachsene Hochlandflächen, Lavaklötze in abstrusen Formen liegen überall verstreut, kein Baum oder Busch in Sichtweite, aber Pferde, Schafe, einsame Gehöfte, und zahllose Wasserfälle. Von überall her fließen Bäche in großen Windungen oder schäumen in vielfachen kleinen Verzweigungen um Gesteinsbrocken herum.
In Stykkishólmur haben wir bis zum Ablegen noch etwas Zeit und schauen den Ort, die Bibliothek auf dem Felsen mit dem Panorama über die Bucht oder die moderne weiße Kirche an, die sich in den stahlblauen, mediterran anmutenden Himmel erhebt. Pünktlich um 9 Uhr legt unsere Fähre Sæferðir nach Flatey ab, kein Seegang, nur der Fahrtwind, Sonne und ein märchenhafter Rundblick über den Breiðafjörður, vorbei an unzähligen Inseln mit und ohne Vögel, immer den weißen Snæfellsjökull im Blick, Zeit zum Träumen (oder richtig Schlafen...), Dösen, Lesen.
Auf der Insel angekommen gehen wir in den kleinen Ort, vorbei an einer winzigen Post, die kleiner ist als eine halbe Garage, sehen auf Holzgestelle zum Trocknen aufgehängte Fische (die aussehen wie bunte Krawatten), entlang an kleinen hübschen, bunten Holz- und Wellblechhäusern zum Kiosk und Hotel, wo wir den Schlüssel für die kleinste Bibliothek der Welt bekommen. Wir besichtigen die Kirche mit Wand- und Deckengemälden von 1971, in denen der Künstler einige Inselbewohner und sich selbst (als Christusfigur) abgebildet hat.
Dann betreten wir die kleinste und älteste Bibliothek Islands, ganze 16 m2 groß - in der überraschend wenige Bücher auf den spärlichen Regalen stehen, hinter Glas, das nur durch Entfernen mehrerer Schrauben geöffnet werden könnte. U.a. stehen hier 4 Bände Islendinga sögur von Snorri Sturluson und, als Hauptsache, ein Faksimile der Flateyarbók, der größten erhaltenen Pergamentschrift aus dem Mittelalter, in der zahlreiche Sagas vom Leben Norwegischer Könige und von der Entdeckung Amerikas reich mit Illustrationen und Kalligraphien geschmückt sind. Für den 225 Pergament-Seiten starken Codex mussten 113 Kälber ihr Leben lassen. Aufgeschrieben und bemalt wurde er 1394 im Kloster Viðidalstunga bei Laugarbakki und kam bald darauf nach Flatey, wo er bis 1647 blieb; dann wurde er dem Bischof von Skálholt geschenkt und neun Jahre später dem dänischen König. 1971 wurde er feierlich aus der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen nach Reykjavík rücküberführt, wo er nun im Arnamagnäanischen Institut liegt.
Nach soviel Kultur breiten wir uns auf der frisch gemähten, nach Heu duftenden Wiese zwischen Kirche und Bibliothek zum reichhaltigen Picknick aus, Katharina liest uns aus dem Krimi "Rätsel von Flatey" vor: Ein schwieriges, 40teiliges Rätsel soll anhand einer Handschrift von Studenten entschlüsselt werden.
Langsam schlendern wir durch die geruhsame Atmosphäre zurück zum Hafen und setzen in herrlichster Wärme wieder nach Stykkishólmur über.
Dort schauen wir die 9 alten Holzhäuser von Mitte bis Ende des 19 Jh. an. Das "Norwegische Haus" von 1928, als Bausatz von Norwegen hierher transportiert und einst Wohnstätte von Árni Þorlacius, dem ersten Meteorologen des Landes, ist das älteste 2-stöckige Haus Islands und dient jetzt als Heimatmuseum, die Apotheke, ein Geschäftshaus, ein Pfarrhaus, das zweimal an anderer Stelle wieder aufgebaut wurde.
Auf der Rückfahrt halten wir noch am Helgafell, dem heiligen Felsen (78 m hoch). Laut Laxdœla-Saga liegt Gudrun hier begraben. Wir ersteigen ihn nach der Sitte schweigend, ernst, ohne uns umzublicken, und auf seiner Kuppe denken wir uns mit Blick nach Osten einen Wunsch, den man bis zur Erfüllung niemandem preisgeben darf. Oben liest Katharina Teile aus der Eyrbyggja vor, die den Helgafell betreffen. Wir steigen auf der anderen Seite hinab zu Kirche (geschlossen, aber durch die Fenster einsehbar) und Friedhof. Der Tag geht zu Ende, wir beschließen, auf den Besuch eines bis 1920 bewirtschafteten Gehöfts eines Bauern, der aus den Sagas erzählt und getrockneten Haifisch verkauft, zu verzichten.
Bald steht das Abendessen auf dem Tisch: Nudeln mit Curry-Gemüse-Kartoffelsauce, leckere Salate, Spaghetti-Rest vom Vortag. Gemütlicher, fröhlicher Abend.

Constanze Piacentini


4. Tag, Donnerstag, 21. Juli 2005
Vegamot - Borgarnes - Hvammfjörður - Varmaland


Am Morgen schien es zunächst, als sollte das Wetter uns im Stich lassen: die Wolken hingen tief, anfangs gab es leichten Nieselregen, sehr zur Freude der drei Zeltbewohner, die den Abbau in Angriff nehmen mussten - aber bald schon im Laufe des Vormittags machten vereinzelte Sonnenflecken Hoffnung auf eine Wetterverbesserung. Gegen alle Erwartung vor allem unseres Fahrers Gummi, der der Überzeugung war, dass seine crazy Germans grundsätzlich zwei Stunden im Verzug sind, waren wir eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit fertig mit Packen, Hausputz und Verstauung von Sack und Pack samt Leuten im Auto. Auf diese Weise erreichten wir Borgarnes rechtzeitig genug, dass wir uns mit Gaskartuschen und anderem fürs Zelten nötigen Material versehen konnten, ehe wir dort unseren Spezialführer des heutigen Tages, den Volkskundler Árni Björnsson, empfingen. Mit diesem ging es zunächst zum nahegelegenen Hof Borg, der Heimat Egils Skallagrímsson, der der Egils Saga nach tagelang, eingesperrt in seine Schlafstelle und unter Verweigerung allen Essens, um seinen erschlagenen Sohn getrauert haben soll, bis es seiner Lieblingstochter schließlich doch gelang, ihn mit List und Überredungskunst wieder für das Leben und vor allem für die Dichtkunst zu gewinnen: auf die Veranlassung der psychologisch geschickten Tochter hin dichtete Egil die Strophe Sonartorrek (Verlust der Söhne), in der er seine Trauer ausdrückte und auf diese Weise verarbeiten konnte. Heute steht auf Borg eine kleine Kirche, in der wir von Katharina die entsprechenden Sagastellen vorgelesen bekamen, daneben das Haus des dort ansässigen Pfarrers, sowie eine moderne Skulptur, die ebenfalls den Namen Sonartorrek trägt.
Auf der anschließenden Fahrt ins Laxárdal, bei der die Wolken mehr und mehr vom zunehmend klaren Himmel verschwanden, erzählte Árni von der Veränderung des Klimas, der kalten Zeit ab 1200, die neben den Abholzungen der landnáma-Männer und der Schafzucht für das Verschwinden jeglichen Buschwerks sorgte, von dem recht hohen Anteil des keltischen bzw. gälischen Erbguts bei den Landnahme-Leuten und von Eirik raud (Eirik dem Roten), der im 10. Jahrhundert mit seinem Vater aus Norwegen gekommen war, sich in Eiriksstaðir ansiedelte, später aber dann Grönland entdeckte und besiedelte. Die Überreste seines Hofes, die Ruinen von Eiriksstaðir, sowie der daneben nach alter Art errichtete Torfhof waren die nächste Station. Dieses hypothetische ›Wikingerhaus‹ versetzte die Exkursionsteilnehmer nicht nur in Entzücken, sondern auch in diverse aktive Versuche kämpferischer und kulinarischer Nachempfindung des mittelalterlichen Lebens. Die als wikingerzeitliche Bauern verkleideten Gastleute servierten auf der Feuerstelle gebackenes Brot und ließen ihren Besuch die mit Schaffellen ausgekleideten Schlafstellen sowie Schwerter und Axt ausprobieren. Ein kleiner Wikingerjunge, der auf dem Grasdach lümmelte, wurde zum engelgleichen Fotomodell.
Mit Eiriksstaðir verließen wir dann auch die Geschichte Eiriks des Roten und wandten uns der Laxdæla saga zu, deren Schauplätze um den Hvammsfjörður angesiedelt und in den heutigen gleichnamigen Höfen dokumentiert sind. Angefangen mit der Geschichte der Landnahmefrau Auður (auch Unnur genannt), nach deren Hof Hvamm der Fjord benannt ist, hörten wir in der Mittagsrast bei herrlichstem Wetter weitere Sagalesungen auf einem idyllischen Wiesen-Fleckchen in der Nähe von Höskuldsstaðir, wo Höskuld von der wahren königlichen Identität seiner vermeintlichen Sklavin Melkorka erfuhr. Auf der Weiterfahrt setzte die Geschichte fort mit Höskulds Sohn Olaf Pá und dessen Sohn Kjartan und Pflegesohn Bolli, mit denen dann "das eigentliche Drama erst anfängt", wie Árni sich ausdrückte. Über Laugar, dem Wohnort Gudruns, ging es weiter bis nach Hvamm, der auch der Geburtsort Snorri Sturlussons ist, und den ganzen Fjord entlang, an Dögurðanes vorbei zu einem großartigen Aussichtspunkt, von dem man den ganzen Breiðafjord mit seinen Schären, Stykkisholmur, Helgafell und den Snæfellsjökull überblicken konnte.
Schließlich führte uns die literarische Rundfahrt bis ins Svínadal und zu Kjartans Ende durch den Hinterhalt Bollis und der Brüder Gudruns in der nahegelegenen Schlucht. Über den Hof Tunga, wo Kjartans Mutter ihre Söhne zur Rache anstachelte, ging es zu guter Letzt zurück nach Borgarnes, wo wir von unserem Saga-Erzähler Árni Björnsson Abschied nahmen, um weiter zum Zeltplatz Varmaland zu fahren. Der Name dieses Nachtquartiers versprach große Freuden: in dem dazugehörigen, durch heiße Quellen gespeisten Schwimmbad durften wir am Abend erstmals einen jener von Katharina so viel gerühmten hot pots ausprobieren, der angesichts unserer geballten Menge beinahe überlief.
Das ziemlich späte Abendessen vor den Zelten, bei dem sich glücklicherweise auch die heiß vermißte ominöse weiße Tüte von Katharina wiederfand, klang dann in einem heiteren Schnaps- und Teetrinken aus.

Hanna Eglinger


5. Tag, Freitag, 22. Juli 2005
Varmaland - Reykholt - Hraunfossar - Kaldidalur - Þingvellir


Noch vor dem gemeinsamen Frühstück machen sich knapp 10 Frühaufsteher noch einmal zum Schwimmbad auf. Freundlicherweise wollen sie dort nämlich extra für uns schon um 8 Uhr früh aufmachen, und so genießen wir bei wieder mal strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel noch eine knappe Stunde Morgen-Hotpot. Unter der Dusche danach beginnt sich dann jedoch der während der letzten Tage eingefangene Sonnenbrand bei einigen schmerzhaft bemerkbar zu machen...
Das eigentlich um 9 angesetzte Frühstück verzögert sich dann auch noch etwas, und bis alle die Zelte abgebaut haben und wir aufbrechen ist es schon fast 11. Unser erstes Ziel liegt aber auch nicht weit entfernt: Deildartunguhver, Islands wasserreichste Heißwasserquelle. Beeindruckend, wie uns der Dampf des heißen Baches, der hier bei der Pumpstation aus den moosigen Felsen tosend durch einige ummauerte Becken rauscht, unser Auto bereits bei der Ankunft auf dem Parkplatz umweht. Die Quelle, aus der das Wasser mit 97 Grad Celsius und 180 Litern pro Sekunde schießt, versorgt Akranes und ganz Borgarfjörður mit Heizwasser. In ein paar kleineren Rinnsalen kann man sich dann auch die Hände wärmen, was man bei der nur von einem niedrigen Geländer begrenzten Hauptquelle lieber bleiben lässt. Der Schwefelgestank und die nassheißen Dampfschwaden waren den Besuch aber auf jeden Fall wert.
Um halb eins erreichen wir dann das von den Snorri-Fans mit Spannung erwartete Reykholt, ein auf einem Hügel gelegener, moderner Gebäudekomplex mit Schule, Kirche und Museum. Bei der Statue von Snorri Sturluson - die nicht gerade einen Snorri zeigt, wie man ihn sich so vorstellt, sondern eher einen dicken Kaufmann - ergreift Katharina die Gelegenheit und erzählt die Geschichte von Böðvar Guðmundsson darüber, wie Snorri im 20. Jahrhundert noch einmal aus dem Himmel auf die Erde zurückkommt um ein paar Dinge klarzustellen, wobei er sich eben unter anderem auch über jene Statue wundert (Böðvar Guðmundsson: Snorratorrek). Ansonsten gibt es hier noch Snorralaug zu sehen, Snorris heiße Quelle mit dem unterirdischen Gang zur Kirche hinüber, von dem ein Teil rekonstruiert wurde. Den Besuch des Museums sparen wir uns dann, da erstens die Zeit drängt und wir zweitens im Vorraum der Ausstellung nicht den Eindruck bekommen, dort viel Neues zu erfahren. Stattdessen geht es wieder zurück in den Bus und bei Hitze und wolkenlosem Himmel auf die Hochlandgletscher zu, von denen bereits Eiríksjökull (vorne links) und Langjökull (vorne rechts) immer näher kommen.
Nach einem weiteren kurzen Spaziergang bei unserer dritten Tagesstation, den unter der Lava hervorsprudelnden Hraunfossar und dem Barnafoss, in dessen Nähe wir auch die ersten Runensteine unserer Exkursion ausmachen können - weicher, poröser Stein, in dem sich wahrscheinlich schon Generationen von Touristen verewigt haben... - gibt es im Wald (also eigentlich eher Gebüsch) bei Húsafell Mittagessen. Dort mit einem Eis in der Hand im Schatten lässt es sich eine Weile aushalten, bevor uns der Weg am Nachmittag über die Kaldidalur-strecke erstmals durchs richtige, wüstenartige Hochland der Insel führt. Auf holpriger Piste geht es durch karge Steinwüste gen Süden, wobei rechts und links in der Sonne glitzernd die Gletscher aufragen, Langjökull, Geitlandsjökull und Ok, während bei uns im Bus Ríðum, ríðum... gleich in mehreren Versionen hintereinander aus den Lautsprechern schallt. Ein kurzer Halt zum Fotografieren zeigt uns schließlich, dass hier oben ein reichlich kalter Wind geht.
Unser Tagesziel heißt dann Þingvellir. Dort geht es auf den Zeltplatz direkt am Þingvallavatn, wo wir aber nur schon mal den Anhänger stehen lassen (und Hanna unter Gummis ungläubigen Blicken schnell im Þingvallavatn schwimmen geht) um als erstes in der letzten Abendsonne noch den Gesetzesfelsen in der Allmannagjá zu besuchen. Als Hanna, Annette und Karin dann im malerischen und kristallklaren Fluss in den Felsspalten Þingvellirs von einer der Brücken ins eiskalte Wasser springen wollen, staunt Gummi ("It's four degrees!") nicht schlecht und erklärt uns Deutsche schließlich für völlig verrückt. Die drei machen's aber natürlich -und scheinen noch nicht mal zu frieren!
Zum Ausklang des Tages werden dann die Zelte aufgebaut, mit amerikanischen Touris angebandelt, bei schrecklicher Mückenplage Essen gekocht, teilweise noch einmal schwimmen gegangen, und zu guter letzt für die wanderfreudigen noch eine "Nachtwanderung" ins grüne Hinterland des Nationalparks gemacht, bevor man sich schlafen legt.

Mathias Kruse


6. Tag, Samstag, 23. Juli 2005
Þingvellir - Nesjavallavirkjun - Selfoss - Geysir - Gullfoss - Árnes


Die Nacht am Þingvallavatn verbracht. Besser gesagt: die Nachtstunden, denn von wirklicher Dunkelheit kann auch hier, weiter im Süden, nicht die Rede sein.
Nach dem obligatorischen Müslifrühstück Fahrt zum Wärmekraftwerk Nesjavellir, wo wir schon erwartet werden: ein junger Mann erzählt uns in atemberaubender Geschwindigkeit und mit dem für Isländer typischen Englischslang von Turbinen, Kilowattstunden und Heißwasserpipelines; unterstützt wird er dabei von einer Power-Point-Präsentation, die all die physikalischen Details schön in Schaubilder verpackt darstellt. Ich stelle mal wieder fest, dass sich mein naturwissenschaftliches Verständnis leider nur auf ein Minimum beschränkt, und so bleibt mir nur, den so lustig klingenden Ausführungen zu lauschen und das Kraftwerk ganz ohne Sachverstand, aber durchaus mit einiger Begeisterung anzuschauen und dabei der Frage nachzuhängen, warum man denn bitte ausgerechnet den so übel schmeckenden Schwefel benutzen muss, um den Sauerstoff im Wasser zu binden...
Weiter geht's, vorbei an Papstkreuz und Scouttreffen, nach Selfoss, wo wir erneut geschlossen bei Bónus einfallen, um unsere Vorräte für die Fahrt nach Süden aufzustocken. Nach Selfoss tauchen wir in den Golden Circle des isländischen Massentourismus ein. Was uns die Tage zuvor und auch noch am Vorabend entging, da wir zu relativ später Stunde die Allmännerschlucht besichtigt hatten, wird uns an diesem Tag in der ganzen Bandbreite zuteil: Touristen, vornehmlich deutsche Rentner, die busseweise durchs Hinterland von Reykjavík gekarrt werden und sich dabei am Krater Fluðir, am Geysir und am Gullfoss vergnügen dürfen. So stehen wir also gemeinsam mit unseren Landsleuten am Kraterrand und gucken runter. Danach verlassen wir noch mal die touristische Hauptroute und sehen uns die Kirche in Skálholt samt Krypta und Ausgrabungen der Schule an. Mittagspicknick gibt's im Schatten eines nahen Wäldchens, wie immer schmeckt es in so netter Gesellschaft und an der frischen Luft himmlisch.
Nach dem Mittagsessen geht's zum eben schon erwähnten Geysir, der nicht mehr "heftig hervorbrechen" mag, und seinem spuckfreudigerem Nachbarspringquell Strokkur, der im Schnitt alle zehn Minuten eine Fontäne fabriziert. Und das sehr zur Freude von Touristen aller Nationalitäten und Hautfarben, denen wir hier begegnen. Ein paar Kilometer weiter treffen wir die meisten von ihnen wieder und bestaunen gemeinsam den imposanten Wasserfall Gullfoss, der Dank des Einsatzes einer Dame namens Thomasdottir erhalten ist: in den 1920er Jahren setzte sie gerichtlich durch, dass an dem Fluss kein Kraftwerk gebaut wurde und so ist dieses Naturschauspiel noch heute zu bewundern. Der engagierten Isländerin hat man durch ein Denkmal am Fluss und durch ein Dokumentationszentrum am Parkplatz ein Denkmal gesetzt.
Nach unserer Super-Touristen-Tour geht's abends zu einem Zeltplatz in Árnes. Das Schwimmbad hat leider schon zu und der HotPot des Campingplatzes tut sich vor allem durch seinen hohen Grad an Siffigkeit hervor, so dass nur die Dusche zum Eintauchen in ein erfrischendes Nass nach dem heißen Tag bleibt. Zwischen Bäumen schlagen wir unsere Zelte auf und bei Lammkeule und von Gummi gesponsorten Wein lassen wir einen weiteren gelungenen Exkursionstag ausklingen.

Petra Schreiner


7. Tag, Sonntag, 24. Juli 2005
Árnes - Stöng - Hvolsvellir - Seljalandsfoss


Nach dem vielen Sonnenschein der letzten Tage war heute zum ersten Mal isländisches Wetter, so wie man es sich vorstellt: Windig und kalt, sogar fast ein bisschen Nieselregen. Doch schon kurz nachdem wir unsere Zelte abgebaut hatten und in den Bus gestiegen waren, kam die Sonne schon wieder heraus und es wurde warm und schön.
Die erste Station dieses Tages war Stöng, ein Bauernhof aus der Wikingerzeit, dessen Grundmauern ausgegraben und überdacht wurden. Nach der Besichtigung machten wir eine kleine Wanderung durch die felsige und recht öde wirkende Gegend. Wir kamen an eine Klippe und hatten von dort aus einen wunderschönen Ausblick auf ein grünes Tal - Gjáin - durch das ein Flüsschen mit zwei kleinen Wasserfällen floss. Dies wirkte inmitten der kahlen Steine um uns herum wie eine Oase, und so machten sich auch die meisten auf den Weg dort hinunter, um sich das ganze aus der Nähe anzusehen und schwimmen zu gehen.
Nach unserem Mittagspicknick stiegen wir wieder in den Bus und fuhren zu einem Nachbau von Stöng, der auf einem grünen Hügel stand und mit seinem Grasdach sehr idyllisch wirkte. Auch innen war das Haus eingerichtet wie in der Wikingerzeit: Mit Tischen und Bänken, Betten mit Schaffellen, einer Feuerstelle und einem Webstuhl. Nachdem wir uns dort ein wenig in der Sonne ausgeruht und die Katze des Hauses gestreichelt hatten, ging es mit dem Bus weiter. Unser Fahrer Gummi schlug vor, einen Abstecher zum derzeit größten Wasserkraftwerk Islands (ein noch größeres wird gerade gebaut) zu machen und erzählte, dass er dort selbst einmal gearbeitet hätte.
Als wir alle wieder im Bus verstaut waren, teilte uns Gummi seine erfreuliche Entscheidung mit, dass er für den Rest der Reise bei uns bleiben wollte und dies nicht wie geplant sein letzter Tag mit uns wäre. So wurden wir also weiterchauffiert, bis wir in Oddi ankamen, wo es einmal eine Schule gegeben hatte, an der Sæmundur fróði unterrichtet hatte. Da wir aber alle mittlerweile sehr erschöpft waren, reichte uns ein kurzer Blick aus dem Bus und dann ging es schon weiter nach Keldur, wo wir ein weiteres altes Bauernhaus besichtigen wollten. Auf dem Weg dorthin stellte sich aber leider heraus, dass das Haus geschlossen war und wir es nicht ansehen konnten.
Also kehrten wir um und machten uns auf den Weg zum Njálssaga-Museum Sögusetrið.Davon hatten wir uns wohl ein wenig mehr erhofft, denn die Informationen über das Leben in der Wikingerzeit waren nichts großartig Neues für uns und der Teil über die Njálssaga brachte auch kaum neue Erkenntnisse. Die extra bestellte Führung war besonders enttäuschend, da uns nur die sowieso auf den Plakaten stehenden Hinweise in einem kaum verständlichen Englisch-Isländisch-Mix aufgezählt wurden.
Dann machten wir uns zum letzen Punkt des Tages auf, dem Seljalandsfoss. Dieser entschädigte uns vollkommen für die Enttäuschung im Museum: Ein wunderschöner, riesiger Wasserfall, hinter dem man sogar hindurch gehen konnte und in dessen Wassertropfen sich zahlreiche Regenbogen zeigten. Ein ganz besonderes Highlight dieser Reise.
Nicht weit davon entfernt war auch der Zeltplatz für die nächste Nacht gelegen, und auch dort gab es einen Wasserfall. Dieser verschwand allerdings hinter einem Felsen und man musste erst durch einen höhlenartigen Durchgang waten, in dem der eiskalte Bach des Wasserfalls floss. Obwohl es große Überwindung kostete, ließ sich kaum ein Exkursionsteilnehmer diesen Anblick entgehen.
Nach dem Abendessen gab es noch einmal große Aufregung, da Karin verschwunden war, aber sie hatte sich nur die Gegend angesehen und die Zeit dabei vergessen, so dass sie bald wieder auftauchte und wir beruhigt schlafen gehen konnten.

Julia Eberle


8. Tag, Montag, 25. Juli 2005
Seljalandsfoss - Skógar - Vík í Mýrdal - Kirkjubæjarklaustur


Aufstehen, früh wie immer, aber das schadet ja nicht, sagt Katharina. Heute Skógafoss und Skógasafn geplant. Worum es sich dabei genau handelt, weiß ich noch nicht, aber mir schwant schon, dass es sich dabei um etliche Außenaktivitäten handeln wird. Deswegen gut gestärkt in den Tag, Zelt abbauen, alle Sachen einpackeln und los geht's. Das Wetter ist mal wieder richtig untypisch für Island, strahlend azurblauer Himmel und eine Sonne die herunterbrennt als möchte sie sämtliche Spanienurlauber abspenstig machen. Deswegen entschließen wir uns spontan zum gepflegten Besuch eines Schwimmbades. Denn das schadet ja auch nicht, sage ich jetzt mal. Sind übrigens gleich mal ordentlich am Schwimmbad vorbeigefahren. Ob das noch was wird? Doch da die Duschen beim Campingplatz nur zu bestimmten Zeiten und nur durch den Erwerb eines ominösen Coins zu benutzen sind, ist es vermutlich eine gute Idee die Gruppe ins Schwimmbad zu verfrachten. Katharina hat auch beim Frühstück noch mal erklärt, wie das hier läuft im Schwimmbad: Schuhe am Eingang aus, und unter der Dusche die hinreißend genauen Waschanweisungen beachten, wohlgemerkt ohne Badesachen. Da sind die Isländer sehr pingelig wohl. Wenn Touristen kommen, wird manchmal auch durchgegangen und nachgeprüft. Jedoch Mitgewaschen oder Zwangsgewaschen, wie befürchtet, wird niemand. Puh. Bei soviel Hygieneliebe wundert es doch etwas, dass Gummi nur 2 T-Shirts dabei hat…aber gut.
Schwimmbad befand sich sogar malerisch am Fuße eines Berges gelegen. Zeit verging schnell mit Volleyball spielen und im Hot Pot entspannen. Aber das ist ja kein Individualurlaub, sondern eine Exkursion. Deswegen bekommen wir alle noch ein Eis und schon geht es weiter zum Skógafoss. Dieser wiederum ist ein recht imposanter Wasserfall, an dessen Seite eine noch imposantere Treppe hinauf führt. Für einige die totale Tortur, aber da muss man durch. Oben angekommen: wunderschöne Aussicht natürlich. Hat sich also gelohnt. Sind dann dem Flusslauf nachgegangen, Stromschnellen passiert und durch wunderschöne Landschaft gewandert. Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich mich irgendwann setzen musste und die anderen mich auf ihrem Rückweg wieder aufsammelten. Doch zuviel beim Volleyball verausgabt.
Zurück zum Bus, alle Kiddies, auch die wanderunwilligen, eingesammelt und weiter zum Museum Skógasafn. Dort erst mal ein königlich Mahl im Schatten eines Wohnhauses einverleibt. Ambiente findet man hier ja fast überall. Um drei Uhr haben wir Termin für Führung. Sind etwas knapp dran. Gummi meint, wir würden langsam isländische Sitten übernehmen, da man hier wohl meistens zu spät dran ist (natürlich bildet er die Ausnahme, ist überpünklich und scheucht uns zumeist mit frühzeitigem Anlassen des Autos weiter…)
Führung beginnt. Ein Deutscher (Hans-Martin) führt uns herum und zeichnet sich nebenbei durch einen grauenvollen Wortwitz aus (Island ist ja "steinreich"…) Sehr schön, als dann der Gründer des Museums, ein schusselig wirkender, weißhaariger Mann, die Tour mit praktischen Details bereichert. Er spielt Langholz, singt dazu, spinnt Schafswolle und führt uns später in die oberen Räume und im Gelände herum. Haben dort sogar eine alte Mausefalle gesehen, genannt "Holzkatze". Dann wurden wir durch das Torfhausdorf geführt. Kleine Räume, fröhlich bunt angemalte Wände und Möbel. Stoße mir oft den Kopf an. Iren und Anita haben kein Problem. Die kleine Kirche ist auch wunderschön, mit hellblauer Decke und orangefarbener Kanzel. Der alte Mann spielt auf der Orgel und singt dazu isländisch. Wir würden gerne einstimmen, aber es fehlt uns leider an Wissen. Dann erklärt er vieles auf Isländisch, deutsch und englisch, manchmal fast fließend ineinander übergehend, manchmal beinahe gleichzeitig. Sehr konfus, aber auch sehr nett.
Jetzt fahren wir weiter an den südlichsten Punkt Islands, Vík. Sehr interessante Felsformationen und schwarzer Sandstrand erwarten uns. Basaltsteinwand wirkt wie an den Berg geschobene Klaviertasten und hunderte Papageientaucher nisten in der Ferne auf dem Berg. Es ist überraschenderweise sehr neblig geworden. Können leider nicht übers Meer zu den Vulkankratern blicken, die wie Trolle aussehen sollen. Aber wir sammeln alle fleißig Steine. Denn die sind meistens schwarz, unnatürlich glatt und haben eigenartige Formen. Genau das richtige, um zu Hause die Erinnerung wach zu rufen, an diesen Ort, der nicht wirklich zu sein scheint.
Eigentlich wollten wir an einem Campingplatz in Vík übernachten. Ist aber viel zu kalt und neblig hier für unseren bereits leicht verwöhnten Geschmack. Wir hoffen, wenn wir ein Stück weiter rein fahren, dass es dann dort wieder schön sonnig ist. Man soll ja nie aufgeben. Auf dem Weg zu unserem heutigen Campingplatz fahren wir an einem Sander vorbei (das zweite isländische Lehnwort in der deutschen Sprache...) Allerdings ist der Sander begrünt und "verlupint" worden, sagt Katharina. Schade eigentlich.
Der andere Campingplatz war dann nicht in Vík, aber es war trotzdem kalt. Überraschung. Bei leckeren Fertignudeln den Tag Revue passieren lassen. Dann doch einigermaßen früh ins Bett, aber das schadet ja nicht.

Marlene Hock


9. Tag, Dienstag, 26. Juli 2005
Kirkjubæjarklaustur - Fjaðárgljúfur - Jökulárlón - Svínafell


Nach dem frühmorgendlichen Aufstehen, Frühstücken und Zelte zusammenbauen machen wir uns mit unserem Bus auf den Weg zu einer 2 Mio. Jahre alten Schlucht namens Fjaðárgljúfur. Auf der Fahrt dorthin wird uns ein Stück aus Klaus Böldls Buch Die fernen Inseln vorgelesen. Da wir gerade durch die Lavalandschaft bei Kirkjubæjarklaustur fahren, bekommen wir natürlich den Abschnitt zu hören, in dem eben diese Landschaft beschrieben wird.
Unsere Wanderung führt oben entlang der steil abfallenden Schlucht Fjaðárgljúfur. Sie wird von vielen Pausen unterbrochen, in denen wir uns Zeit nehmen, die Landschaft anzuschauen und auf schwindelerregende Felsvorsprünge zu klettern. Nebenbei erhalten wir von Katharina eine kleine Einführung in die isländische Pflanzenkunde.
Anschließend bringt uns der Bus zum sogenannten Kirkjugólf. Hier stehen wir auf uralten Basaltsäulen und haben die einzigartige Möglichkeit, diese von oben, also im Querschnitt, zu sehen. Sie haben hier die Form von Fünf- oder Sechsecken. Sind mehrere aneinander gereiht, so sehen sie aus wie die Fliesen eines Kirchenfußbodens, was der Name Kirkjugólf schon besagt.
Unser nächster Halt sind die Zwergfelsen (Dverghamrar).Der Name dieser Felsen stammt aus einer Erzählung, in der ein Mädchen meinte, dort Zwerge singen zu hören. Wir machen einen kurzen Spaziergang durch die Felsen.
Nach einer langen Autofahrt ist unser letztes Ziel des Tages eine Gletscherlagune mit Eisbergen namens Jökulsárlón. Nach kurzem Zögern, da eine Bootsfahrt sehr teuer ist, treten wir sie doch an. Das Geld hat sich gelohnt. Bei strahlendem Sonnenschein kreuzen wir nun mit einem Amphibienfahrzeug um die Eisberge der Lagune. Eine junge Frau hält einen kurzen Vortrag über dieses beeindruckende Naturwunder. Am Ende bekommt jeder ein Stückchen Gletschereis zu lutschen. Dieses Eis ist viel stärker gepresst und deshalb auch viel härter als in der Gefriertruhe gefrorenes Eis. Nach dieser eindrucksvollen Bootsfahrt gönnen wir uns zum Abschluss des Tages eine Tasse Kaffee.

Iren Stengl


10. Tag, Mittwoch, 27.Juli 2005
Skaftafell: Wandertag


Morgens geht es früh aus den "Federn". Ach, so ein weiches, warmes Federbett hat doch so seine Vorteile... Ich glaube, Entzugserscheinungen bezüglich unserer Luxus-Zelte werden bei den wenigsten Leuten auftreten - dies war nämlich die letzte Nacht auf einem der bevölkerten isländischen Campingplätze. (Jeden Morgen mussten wir uns aufs Neue mühsam einen Weg durch die 2-3 anderen Zelte bahnen, man konnte da leicht den Überblick verlieren...) Obwohl es tagsüber fast immer sehr warm war, machte der Permafrost sich nachts doch bemerkbar - jeder hatte da so sein Frostschutzmittel: Mütze, Schal, Wollpulli kamen endlich zum Einsatz, Constanzes Biwak-Sack, Petras Wärmflasche - ach so, und Schnaps soll ja auch von innen wärmen. Ausgerechnet heute Nacht musste es regnen, alle Zelte sind nass. Sehr schön! Das letzte Mal kruschteln, räumen, knistern, stopfen, wurschteln, packen- jeden Morgen war das die reinste Freude. Vor allem, weil Zelte die Eigenschaft haben, sich über Nacht aufzublasen und morgens nur unter Anwendung größter Gewalt in die Beutel gestopft werden können.
Dann unser tägliches Obst-Müsli-Skyr-Kaffee-Tee- Frühstück. Es wird immer wieder gaanz neutral festgestellt, dass wir uns doch sehr gesund ernähren. Also, mein Bedarf an gesundem Müsli ist für längere Zeit erst mal gedeckt. Aber isländisches Brot morgens und mittags- nach 1½ Wochen kann man sich das schwer vorstellen. Was keiner ahnt: Unsere Sirup-Brot- Begeisterung wird beim heutigen Picknick ihren Höhepunkt erfahren. Ich glaube, dieses klebrige Etwas hätte jeden noch so hartgesottenen Fan abgeschreckt. Was aber nicht heißen soll, dass ich das Brot anfangs nicht gemocht hätte!
Der wie immer top fitte Haufen setzt sich nun in Bewegung. (Seit einem gellenden Schrei seitens der beinahe überrollten Annette tönt es jedes Mal beim Anfahren seitens unseres Chauffeurs "Alle?!") Unser heutiges Ziel ist Skaftafell, der Nationalpark am Fuß des Vatnajökull. Aufgrund der unterschiedlichen Gesinnung in der Gruppe beschließen wir, uns in drei Gruppen aufzuteilen. Die "intelligente" Gruppe (Bezeichnung eines Mitglieds dieser Gruppe) macht einen ausgiebigen Spaziergang um den Svartifoss, einen von beinahe schwarzen Basaltsäulen eingerahmten Wasserfall, und erholt sich dann ausgiebig auf dem kleinen Bölti-Hof, unserem heutigen Nachtquartier. Die 2. Gruppe wandert ins Morsárdalur. Dabei muss sie einen mehr oder weniger reißenden Gletscherfluss watend überqueren. (Katharinas vorherige drastische Schilderungen der Gefahren bei einer solchen Flussüberquerung ließen auf ein Mehr schließen, die Berichte der Teilnehmer eher auf ein weniger- ich war nicht dabei.) Sie wandern über den schwarzen Sander, der sich kilometerweit an der Ostküste entlangzieht, und gelangen in den schönen Bæjarstaður- Wald. Einige baden in einem eiskalten Bach (Réttargil). Nach dem Picknick finden sie tatsächlich die heiße Quelle, von der Katharina erzählt hat, und baden im aufgestauten warmen Bach.
Die 3. Gruppe, zu der Annette, Hanna, Iren und ich gehören, will auf die Kristinartindar- Gipfel steigen, die über dem Nationalpark thronen. Anfangs kommen wir ziemlich schnell vorwärts und lächeln über die überdimensional gut ausgerüsteten Senioren- Gruppen, die uns stramm entgegenmarschieren. Man könnte meinen, sie kämen direkt vom Himalaja. Je mehr wir ins Keuchen kommen- ich komme mir im Gegensatz zu den voranstürmenden Anderen bald selber wie eine Rentnerin vor- desto spärlicher werden die Senioren. Bald sind wir fast alleine. Die letzte Strecke wird richtig mühsam, erst laufen, dann klettern wir über ein endloses Geröllfeld. Es ist ein einziges Gerutsche und Gestolpere. Die Aussicht ist wunderschön: Wir sind umgeben von den Gletscherzungen des Vatnajökull, immer wieder donnert und kracht das Eis. Im Kontrast dazu scharfkantige, rot-braun schattierte Bergketten, auf denen das Licht, wenn es durch die Wolken bricht, spielt.
Unser heutiges Quartier ist sehr niedlich: Der Bölti- Hof besteht aus vier kleinen, grasbewachsenen Holzhäuschen, von denen zwei als Gästehäuschen dienen.
Wir essen im Freien köstliche- Nudeln(!) und haben einen wunderbaren Blick über den in goldenes Licht getauchten Sander. Ganz hinten am Horizont quetscht sich auch noch das Meer in das Bild- man hat den Eindruck, dass das Meer einfach zu kurz kommt bei der unglaublichen Landschaft, von der man hier umgeben ist...

Valerie Häußler


11. Tag, Donnerstag, 28. Juli 2005
Skaftafell - Núpsstaður - Dyrhólaey - Reykjavík


Um ca. 9:40 Uhr brechen wir von unserem Quartier, dem Hof Bölti, im Nationalpark Skaftafell auf. Wie schon beinahe jeden Morgen scheint auch heute für uns die Sonne. Unser Programm außerhalb der Hauptstadt geht nun mit diesem Tag zu Ende. Weniger anstrengend soll es deshalb trotzdem nicht werden. Schließlich liegen noch 350 km Fahrt vor uns. Und das bei "tropischen" Temperaturen von 23°C !
Gleich bei der Ausfahrt aus dem Nationalpark wird unser Bus von der Polizei, die hier "lögreglan" heißt, gestoppt. Ein Reiseruf. Sie suchen einen gewissen Ottmar aus Deutschland. Keine vier Minuten später werden wir erneut angehalten - diesmal vom Tourismusverband. Weil wir es aber eilig haben, lehnen wir die eher zeitintensive Umfrage ab.
Bis zum ersten planmäßigen Halt in Núpsstaður ruhen sich alle von den Unternehmungen der letzten Tage aus. Draußen ziehen die schwarzgrauen Sander vorbei.
Núpsstaður ist der alte Hof eines Postboten mit zugehöriger Torfkirche. Hannes Jónsson (1880-1968) führte von hier aus Reisende über die Flüsse der Skeiðarársandur. Heute lebt noch ein 97-jähriger Bauer auf diesem Hof, der, stets vor seiner Haustür sitzend, die mit Bussen scharenweise angekarrten Touristen belächelt.
Nicht weit vom Hof entfernt liegt der 767m hohe Lómagnúpur. Eine Episode der Njáls saga erzählt von Flósis Traum, in dem ein Riese dem Tafelberg entsteigt und die Mörder Njáls aufzählt.
Nach einer weiteren Stunde Fahrt rasten wir in Laufskálavarða. Eine bizarre Landschaft aus kleinen, von Menschenhand aufgetürmten Steinhäufchen dient uns als Kulisse für eine kurze Lesung aus Steinunn Sigurdardóttirs "Herzort".
Das Errichten solcher Steinhäufchen soll Glück bei der Fahrt über den Sander bringen.
Als vorläufig letzten Tagesordnungspunkt besichtigen wir Dyrhólaey. Dort befindet sich ein vulkanisch geformtes Felsentor im Meer, das einige "mäßig bis gar nicht interessant" finden.
Nach unserem "traditionellen" Mittagspicknick steigen wir wieder in den Bus und fahren weiter bis nach Reykjavík. Dort quartieren wir uns wieder bei der Heilsarmee ein und verbringen noch drei weitere Tage in Islands Hauptstadt.

Anita Sauckel


12. Tag, Freitag, 29. Juli 2005
Reykjavík: Universität, Norræna Húsið, Þjóðminjasafn


Der Freitag begann mit einem kurzen Besuch im Rathaus von Reykjavík, wo wir uns um eine riesige Islandkarte versammelten und vers uchten, die Route der zurückliegenden Reise zu rekonstruieren. Anschließend spazierten wir zur nur wenige Minuten entfernt liegenden Universität. Benedikt, unser ehemaliger Lektor, wartete dort mit einem Vortrag über die isländische Literatur des frühen 20. Jahrhunderts auf uns.
Nach der anschließenden gemeinsamen Kaffeepause im Nordischen Haus, wo sich zufälligerweise auch Islands ehemalige Präsidentin Vigdís Finnbogadóttir gerade aufhielt, waren wir noch einmal mit Árni Björnsson verabredet, der uns mit ausführlichen Erläuterungen durch das Nationalmuseum von Island - Þlóðminjasafn - leitete.
Der Nachmittag stand dann zur freien Verfügung und wurde von den meisten wohl zum Einkaufen genutzt. Am Abend besichtigten wir noch einmal die Stadt. Dabei führte uns Katharina unter anderem zum Parlamentsgebäude, zum ältesten Gymnasium Islands, zu einem von den Häftlingen selbst erbauten Gefängnis sowie zu Ausgrabungen des Hofes des ersten Landnehmers Íngolfr Arnason.

Benedikt Grabinski


13. Tag, Samstag, 30. Juli 2005
Reykjavík: Menningarhúsið (Handschriftenaustellung), Árnastofnun


Nach dem gemeinsamen Frühstück um 8.30 wurde vereinbart, daß wir uns um 10.45 bei der Heilsarmee treffen, um in die Handschriftensammlung zu gehen. Bis dahin hatte jeder etwas Freizeit zur Verfügung. Ich nutzte die Zeit um in die Stadt zu gehen, weil ich Klaviernoten von isländischen Komponisten in einem speziellen Geschäft etwas außerhalb der Geschäfts- meile kaufen wollte. Leider mußte ich, als ich dort ankam, feststellen, daß wegen des Handelswochenendes geschlossen war, so daß ich wieder Richtung Heilsarmee aufbrach.
Nachdem wir um 11 Uhr im Kulturhaus, Menningarhús (untergebracht im ehemaligen Landsbókasafn), eintrafen, wurden wir vom Leiter des Arnamagnaeanischen Instituts auf Englisch durch die dort permanent eingerichtete Handschriftenausstellung geführt. Bevor wir die " Schätze Islands", die Handschriften zu Gesicht bekamen, sahen wir zur Einstimmung Bildschnitzereien aus Szenen der Götter - und Heldensagen, die in der Snorra- und Liederedda zu finden sind. Wir erfuhren auch etwas über das Milieu des Vortrages der Sagas und Gedichte und über den christlichen Glauben. ( Geschichte von St. Nicolaus ) Außerdem wurde uns das Portrait des Sammlers der Handschriften, Árni Magnússon, gezeigt und wir bekamen einen Einblick in das Interesse und die politische Bedeutung der altisländischen Literatur im 18. und 19. Jahrhundert ( z. B. in Deutschland die Rezeption durch Richard Wagner )
Danach durften wir einen dunklen Raum betreten, in dem hinter Glasvitrinen die wertvollsten Schätze des Institutes ausgestellt sind, nämlich der Codex Regius der Liederedda, die Flateyjarbók, der Codex Regius der Snorraedda, die Gesetzesbücher Grágás und Jónsbók, sowie eine kunstvoll verzierte Bibelübersetzung des AT genannt Stjórn.
Dann kamen wir zu einem Schrift-und Buchkunstraum. Dort sahen wir Material zur Herstellung von Büchern, Werkzeugen zur Bearbeitung von Häuten, verschiedene Schriftstile, sowie Abbildungen des Buchhandwerkes und der Pergamentbearbeitung. Zum Schluß wurden wir wieder in einen dunklen Raum mit kleinen Handschriftbüchern geführt. Dort befindet sich die bedeutendste Handschrift mit den Isländersagas, die Möðruvallabók, zwei Handschriften der Egilssaga, Handschriften der Íslendingabókund Landnámabók, ein Zauberbuch ( Galdrakver ), die Margaretasaga und eine Papierhandschrift der Snorra - und Liederedda mit kunstvollen Illustrationen.
Nach dieser über eine Stunde dauernden Führung machten wir bis 13.15 Kaffeepause im kleinen Kaffee des Institutes.
Anschließend ging eine kleine Gruppe von 5 Mädchen zum Reiten, während der Rest zum Árnagarður der Universität ging. Während der eine Teil, wie mir später berichtet wurde, einen wilden Ritt vom Reiterhof Laxness aus veranstaltete, wurde dem anderen Teil der Gruppe die Räume der Bibliothek gezeigt.
Die riesige Auswahl an Material und Büchern zur alten Abteilung war schon beeindruckend, da die Universität das Glück hat, aus einem speziellen Geldfond zu schöpfen, aus dem sie alle Bücher die weltweit zur alten Abteilung erscheinen, erwerben kann.
Als wir mit der Besichtigung um 14.15 fertig waren, war wieder für jeden Freizeit angesagt, wobei man um fünf Uhr zum Schwimmen gehen konnte, wenn man wollte. Ich wollte mir die Stadt weiter ansehen, ging aber zuerst zum Hafen, um zwei Kreuzfahrschiffe zu betrachten, wozu ich in München ja nie Gelegenheit habe. Nachdem ich mir ein Kreuzfahrschiff aus Madeira und die MS Europa angesehen hatte, ging ich ein Stück den Hafen entlang, um die schöne Aussicht zu genießen und anschließend durch die Altstadt Richtung Laugardalur, weil ich gerne auf das Sportzentrum Reykjavíks einen Blick werfen wollte. Nachdem ich dort nach über eineinhalb Stunden Fußmarsch angekommen war, stand ich nun vor dem Fußballstadium Laugardalsvöllur, das ein Fassungsvermögen von 14.000 Zuschauern hat.
Kaum vorstellbar, daß 1968 mehr als 18.000 Zuschauer beim Europapokalspiel der Landesmeister zwischen Valur Reykjavík und Benfica Lissabon im Stadion waren, das war damals ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Reykjavíks. Valur schaffte damals übrigens ein 0:0 gegen das in den sechziger Jahren international so erfolgreiche Benfica.
Nachdem ich noch ein bißchen auf dem Sportgeländeareal spazieren ging, entschloß ich mich mit Blick auf die Uhr und den bevorstehenden Rückweg mich wieder Richtung Heilsarmee in Bewegung zu setzen.
Als ich dort ankam, kamen bald darauf die anderen vom Schwimmen zurück und kochten sich dann ihr Abendessen. Gegen 21.00 gab es dann das gemeinsame Essen im Speisesaal und anschließend folgte eine kurze Besprechung für den morgigen und letzten Tag.
Nach dem Abwasch zogen sich alle in ihre Zimmer zurück, wobei spät in der Nacht noch einmal drei Mädchen loszogen, um das Nachtleben von Reykjavík zu erkunden.

Jerry Margeth


Letzter Tag, 31. Juli 2005
Reykjavík: Árbæjarsafn, Blaue Lagune


Morgens um 8 Uhr wird Anita, das Geburtstagskind, mit einem isländischen Ständchen und einer Flasche Sekt geweckt. Leider geht es ihr nicht gut und die Kneipentour durch Reykjavíks Nachtleben hat ihr Befinden auch nicht verbessert. So vertagen wir die zweite Flasche Sekt auf einen späteren Zeitpunkt.
Am Vormittag steht ein Besuch des Freilichtmuseums Árbær auf dem Programm. Das Museum erhielt seinen Namen von dem alten Torfhof Árbær, der bis 1948 noch bewohnt war, und um den herum es sich gruppiert. Wir bekommen eine angenehme Führung über das Gelände von einer Studentin, die als Aupair in Deutschland war.
Um 12 Uhr kehren wir im Dillonshús ein, einem gemütlichen historischen Gasthaus aus Reykjavík von 1835, das nun zum Museum gehört. Dort verprassen wir das restliche Geld aus der Haushaltskasse für eine Runde Kaffee und Waffeln für alle.
Nach einem späten Mittagessen bei der Heilsarmee brechen wir am Spätnachmittag mit dem gesamten Gepäck auf zur Blauen Lagune, die auf dem Weg zum Flughafen liegt. Sozusagen als "Abfallprodukt" eines Geothermalkraftwerks hat sich hier warmes, stark mineralienhaltiges Wasser in der Lava gesammelt, das vorher aus 1800 m Tiefe geholt wurde. Hier ist unsere letzte Station vor dem Flug zurück nach Deutschland.
2.300 Kilometer in zwei Wochen liegen hinter uns, jeder Tag ausgefüllt mit Programmpunkten und neuen Eindrücken.
In dem warmen, milchigblauen Wasser vor der bizarren Kulisse des Kraftwerks ist jetzt erst einmal "Entspannen" angesagt. Zusammen mit Anita leeren wir die zweite Flasche Sekt im Wasser und beschmieren unsere Gesichter mit dem hellen mineralhaltigen Heilschlamm.
Im Wasser treffen wir zufälligerweise Annegret Heitmann (Zum Glück nachdem der Schlamm wieder vom Gesicht ist!), die auf dem Rückweg von Grönland nach Deutschland ist.
Gegen neun Uhr abends verlassen wir die Lagune und nehmen den Bus zum Flughafen. Die Studenten nehmen den Nachtflug nach München und ich bleibe noch für weitere zwei Wochen in Island - ohne Programm!

Katharina Schubert