Exkursion zur Frankfurter Buchmesse
Wann hat man schon die Gelegenheit, über 40 isländische Autoren auf einmal zu treffen – und das, ohne nach Island zu pilgern?
Als erstes skandinavisches Land war Island 2011 Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Anlass fuhren auch wir, circa 30 Exkursionsteilnehmer, mit Katharina und Alessia dorthin.
Dass der Auftritt als Ehrengast der Buchmesse den Isländern sehr wichtig war, bekam man überall zu spüren. Ihr Pavillon war sehr liebevoll und gemütlich gestaltet und lud die Besucher bei Kaffee und Kuchen zum entspannten Schmökern in isländischen Büchern ein, während gleichzeitig in einem anderen Teil Lesungen gehalten wurden. Obwohl den Veranstaltern – wie wir bei einer privaten Führung durch den Pavillon erfuhren – wegen der Krise nur ein begrenztes Budget zur Verfügung stand, gelang Island somit ein glänzender Auftritt, mit dem das kleine Land sich als Schriftstellernation beweisen konnte.
Natürlich verbrachten wir die meiste Zeit bei Lesungen im Pavillon, wo sich ein isländischer Autor nach dem anderen das Mikro in die Hand gab. Darunter waren etablierte Schriftsteller wie Hallgrímur Helgason, Einar Már Guðmundsson und der Krimiautor Arnaldur Indriðason, sowie jüngere Verfasser wie Andri Snær Magnason und Guðmundur Óskarsson. Größtenteils handelten die Vorträge von isländischer Gegenwartsliteratur, aber auch Halldór Laxness’ Leben und Werk wurde gewürdigt. Genauso kam der prägende Einfluss von Islands mittelalterlichem literarischen Erbe immer wieder zum Vorschein: Mehrere Vorträge beschäftigten sich ausführlich mit Snorri, und pünktlich zur Buchmesse erschien auch eine neue Übersetzung der Isländersagas. Der Ablauf dieses interessanten und umfangreichen Projektes wurde unserer Gruppe von Klaus Böldl, einem der Herausgeber und ehemaligen Mitarbeiter unseres Instituts, beschrieben.
Auch außerhalb der Buchmesse war Island in Frankfurt mit Ausstellungen und Veranstaltungen präsent: Neben Gabríela Friðriksdóttirs Installation mit extra eingeflogenen isländischen Handschriften tummelten sich Errós Vögel und Superhelden in der Schirn, und im Frankfurter Kunstverein sang Ragnar Kjartansson: „Sorrow conquers happiness.“ Zu Lesungen in der Frankfurter Stadtbücherei gaben sich (außer uns) auch der isländische Präsident und der Außenminister die Ehre.
Das Gefühl, dass halb Island zur Buchmesse angereist war, bekam man besonders auf der „Island Party“, die ein gelungener Abschluss unserer Exkursion war. Mit Brennivín und Fischsuppe gestärkt machten wir uns schließlich müde, aber glücklich auf den Heimweg.
Kathrin Axtner und Natascha Lung