Nordistik
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Promotionsprojekt von Courtney Marie Burrell

Arbeitstitel: »Otto Höfler’s Germanenbild: A Characterisation of the Germanic Peoples and the Concept of ›Germanic‹ in twentieth-century Europe«

Abstract:

Otto Höfler (1901-1987) was an Austrian Germanist and Scandinavist. He devoted himself to a wide range of topics in his research and included approaches from related disciplines, including religious studies, folklore, ethnology, cultural morphology and historical linguistics. In particular, Höfler is known for his research on the Germanen (›Germanic peoples‹), especially his theory of the existence of Germanic Männerbünde (men’s bands), which was first formulated in his professorial thesis Kultische Geheimbünde der Germanen in 1934. His theory of a continuity of ›Germanic culture‹ that extended from the antique period to the modern age also brought Höfler much attention as well as criticism. Since the publication of his professorial thesis, there has been heated discussion about his research, namely with respect to the political and ideological background of his work. Indeed, numerous archive documents, in addition to his own public lectures during the 1930s and 1940s, confirm his sympathy for and involvement in the National Socialist movement and his contribution to the research initiatives of the SS Ahnenerbe. Hence, Höfler represents a controversial personality in the history of German and Scandinavian studies.

In 2018, a second edition of the first volume of Kultische Geheimbünde der Germanen was published by the Traugott Bautz publishing house, attesting to the continued interest in Höfler’s research. The reception and analysis of Höfler’s works, however, is caught between two separated camps in modern academic discourse. On the one hand, his theories are fundamentally rejected because of his involvement in the National Socialist movement and the ideological and political influences surrounding his work without looking deeper into the scholarly tradition behind and the potential relevance of some of his ideas. On the other hand, Höfler’s theories are too often adopted by scholars without thoroughly analysing their problematic methodological premises and the significance of their ideological tone.

The aim of this study is to analyse Höfler’s Germanenbild (characterisation of the ›Germanic peoples‹), from an academic-historical point of view, but also to discuss singular elements of his theories that have been taken up directly or indirectly in modern research. Overall, this study is underlined by two approaches: first is the contextualisation of Höfler’s Germanenbild, i.e. the further discussion of the nature of Germanische Altertumskunde (studies on Germanic antiquity) at the beginning of the 20th century and the comparison of contemporary Germanenbilder from Germanists and Scandinavists in the Weimar period. Second is the analysis of Höfler’s main theses, with a focus on his Männerbund-theory, and the in-depth examination of the scholarly (as well as ideologically and politically charged) ideas adopted in his research. This is followed by a discussion of the various aspects of his concept of ›Germanic culture‹. These two approaches allow a more comprehensive understanding of his overall Germanenbild.

 

Otto Höfler (1901-1987) war ein österreichischer Germanist und Skandinavist. In seiner Forschung widmete er sich einer Vielzahl von Themen und verwendete Ansätze aus verwandten Fachdisziplinen wie zum Beispiel aus der Religionswissenschaft, Volkskunde, Völkerkunde, Kulturmorphologie und historischer Sprachgeschichte. Insbesondere ist Höfler für seine Recherchen über die Germanen bekannt, vor allem für seine Theorie über die Existenz der germanischen Männerbünde. Diese wurde zuerst in seiner Habilitationsschrift Kultische Geheimbünde der Germanen 1934 formuliert. Höflers Annahme von einer germanischen kulturellen Kontinuität, die sich von der Antike bis in die Neuzeit ziehe, brachte ihm neben Kritik auch viel Aufmerksamkeit. Gewiss wird seit der Publikation seiner Habilitationsschrift viel über Höflers Thesen zu den Germanen diskutiert, hauptsächlich in Bezug auf die politischen und ideologischen Hintergründe seiner Arbeit. Zahlreiche Archivdokumente bestätigen neben seinen eigenen öffentlichen Vorträgen in den 1930er und 1940er Jahren seine Sympathie und sein Engagement für die nationalsozialistische Bewegung und seinen Beitrag zu den Forschungsinitiativen des SS Ahnenerbes. Demzufolge repräsentiert Höfler eine kontroverse Persönlichkeit in der Geschichte der Germanistik und Skandinavistik.

2018 erschien erneut der erste Band von Kultische Geheimbünde der Germanen beim Verlag Traugott Bautz, was das anhaltende Interesse an Höflers Forschung bestätigt. Jedoch stehen die Rezeption und Analyse von Höflers Werken im modernen akademischen Diskurs zwischen zwei getrennten Lagern. Einerseits werden seine Theorien wegen seiner Beteiligung an der nationalsozialistischen Bewegung und der ideologischen und politischen Einflüsse rund um seine Arbeiten grundsätzlich abgelehnt, ohne die Wissenschaftsgeschichte dahinter und die potentielle Relevanz einiger seiner Ideen tiefer zu untersuchen. Andererseits werden Höflers Theorien zu oft von manchen Wissenschaftlern pauschal übernommen, ohne tiefgründig ihre durchaus problematischen methodologischen Prämissen und die Bedeutung ihres ideologischen Tons kritisch zu analysieren.

Ziel dieser Arbeit ist Höfler’s Germanenbild aus wissenschaftsgeschichtlicher Sicht zu analysieren, aber auch einzelne Elemente seiner Theorien zu diskutieren, die immer wieder in der modernen Forschung direkt oder indirekt aufgegriffen werden. In der Arbeit werden zwei Betrachtungsweisen hervorgehoben: Erstens die Kontextualisierung von Höflers Germanenbild, d.h. die weitere Diskussion über Germanische Altertumskunde am Anfang des 20. Jahrhunderts und der Vergleich zeitgenössischer Germanenbilder von Germanisten und Skandinavisten in der Weimarer-Zeit. Zweitens wird eine Analyse von Höflers Grundthesen, mit Schwerpunkt auf seine Männerbund-Theorie, und eine eingehende Untersuchung der wissenschaftlichen (sowie die ideologisch und politisch aufgeladenen) Ideen, die in den Hauptwerken Höflers übernommen wurden, durchgeführt. Es folgt eine Diskussion der verschiedenen Aspekte seiner Vorstellung altgermanischer Kultur. Diese beiden Betrachtungsweisen ermöglichen schlussendlich eine umfassende Darstellung seines Germanenbildes.