Nordistik
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Inseln im Westen

Ein Marie Curie-Projekt am Institut für Nordische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München

Das Projekt „Inseln im Westen“ befaßt sich mit einigen der mythologischen Unsterblichkeitsinseln des vorchristlichen und mittelalterlichen Europa und insbesondere mit der Rezeption dieses mythologischen Komplexes im mittelalterlichen Island. Hauptziel der Studie ist, anhand einer exemplarischen Behandlung eines konkreten historischen Fallbeispiels zu einem vertieften Verständnis der longue durée einiger Motive der altnordischen Literatur sowie der Mechanismen und Prozesse des Religionskontakts in der europäischen Religionsgeschichte zu gelangen.

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Empirischer Ausgangspunkt des Projekts ist der Themenkomplex der paradiesischen Unsterblichkeitsinseln in den Mythologien des mittelalterlichen Nordwesteuropa und des antiken Mittelmeerraums. Einige dieser mythologischen Inseln – wie die Glæsisvellir Skandinaviens, die Insel Avalon der Artussage und die griechisch-römischen „Inseln der Seligen“ – zeigen auffallende Gemeinsamkeiten: Wiederholt erscheinen diese „Unsterblichkeitsinseln“ als Orte einer übernatürlichen Verlängerung des menschlichen Lebens und als Gärten von wundersamer Fruchtbarkeit, wo keine landwirtschaftliche Arbeit nötig ist, und stehen unter der Herrschaft übernatürlicher, priesterlicher oder zauberkundiger Frauengestalten, die ihre männlichen Besucher mit größter Freizügigkeit empfangen.

Die Verbindung dieser und anderer Motive findet sich gleichermaßen in den Mythologien Griechenlands, Roms und Etruriens, im „keltischen“ Westeuropa und im mittelalterlichen Skandinavien. Dies wirft die beiden zentralen Forschungsfragen des Projekts auf:

  • Beruhen diese Ähnlichkeiten, wie in der Forschung wiederholt angenommen worden ist, auf frühen Religionskontakten? Oder handelt es sich bei ihnen um das Ergebnis literarischer Rezeptionsprozesse oder voneinander historisch unabhängiger paralleler Entwicklungen?
  • Welche Schlußfolgerungen lassen sich aus diesem Material über die Mechanismen des Kultur- und Religionskontakts im antiken und frühmittelalterlichen Europa ziehen?

P1370510_skaliertDiese Fragen sind der Gegenstand eines 2-jährigen Forschungsprojekts, das im Rahmen des Marie Curie Programms der Europäischen Kommission gefördert wird. Durchführender Marie Curie Fellow ist Dr. Matthias Egeler unter der Leitung von Professor Dr. Wilhelm Heizmann (Institut für Nordische Philologie, LMU München).

Im Rahmen dieses Marie Curie-Projekts haben in München verschiedene Symposien bzw. Workshops stattgefunden: im Februar 2015 ein internationales Symposium unter dem Titel Between the Worlds: Contexts, Sources and Analogues of Scandinavian Otherworld Journeys; im Oktober 2015 ein Workshop zum Thema Germanische Kultorte. Vergleichende, historische und rezeptionsgeschichtliche Zugänge; und im April 2016 eine internationale Konferenz zu Landscape and Myth in North-Western Europe.

Eine Auswahl bisheriger Forschungsbeiträge zum Thema der „Inseln im Westen“ finden Sie in der Bibliographie.

Matthias Egeler

Nach Studium und Promotion in München und Oxford war Matthias Egeler Postdoktorand an den Universitäten Oxford und Cambridge sowie Reisestipendiat der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. Er war (Okt. 2014 – Sept. 2016) Marie Curie Fellow am Institut für Nordische Philologie der LMU München. Zum Thema der „Inseln im Westen“ liegen von ihm bisher unter anderem die folgenden Arbeiten vor:

  • “Sena and Avalon. Some Comments on Geoffrey of Monmouth, Vita Merlini 908-940,” in: Quaderni di Filologia Romanza 22 (2014), 99-112.
  • Perspektiven aus dem Reich der Toten. Gedanken zu einem etruskischen Felsengrab, der Religionsästhetik und der historischen Religionswissenschaft. (=Diskurs Religion 4), Würzburg: Ergon-Verlag 2014.
  • Avalon, 66° Nord. Zu Frühgeschichte und Rezeption eines Mythos. (=Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 95), Berlin – Boston: de Gruyter 2015. [x, 590 S.]
  • "The Plane Trees of Diomedes: Staging the Islands of the Blessed in the Adriatic Sea," in: Numen 62 (2015), pp. 495-518.
  • Vom Land der Frauen und keltischen Helden. Irische Erzählungen von den Inseln der Unsterblichkeit: ‚Brans Seereise‘, ‚Connles Fahrt in die Anderwelt‘ und ‚Cú Chulainns Krankenlager‘. (=Praesens TextBibliothek 11), Wien: Praesens 2016.

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This research is supported by a Marie Curie Intra European Fellowship within the 7th
European Community Framework Programme. Call: FP7-PEOPLE-2013-IEF; Project Number: 622028 (IITW – Islands in the West).