Nordistik
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Dr. Alexandra Pesch: Goldhalskragen der Völkerwanderungszeit

Zur Konstruktion und Herstellung von Spitzenprodukten des frühmittelalterlichen Feinschmiedehandwerks sowie zu den Ansätzen der Entschlüsselung ihrer Bilddarstellungen

04.06.2014 um 18:00 Uhr

Antrittsvorlesung von Dr. habil. Alexandra Pesch. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

4. Juni 2014, ab 18 Uhr, Große Aula der LMU

kragen_grossBereits im 19. Jahrhundert wurden in Schweden drei außerordentliche Schmuckstücke gefunden: Die sogenannten Goldhalskragen. Sie müssen in der frühen Völkerwanderungszeit einen geradezu königlichen Rang repräsentiert haben. Das wertvolle Material, ihr komplizierter Aufbau, die feinen Filigranverzierungen und vor allem ihre winzigen, applizierten Tier- undMenschenfiguren zeugen davon, daß ihnen bei der Herstellung und Nutzung höchste Aufmerksamkeit entgegengebracht worden ist. Vielfach sind die Goldhalskragen Gegenstände wissenschaftlicher Betrachtung gewesen.

 

Über die Erforschung der Herstellungsbedingungen und der Technologie der Kragen lassen sich Erkenntnisse über die damalige Gesellschaft, über die Organisation von Handel und Handwerk sowie die Konzentration von Herrschaft, ziehen. Vor allem aber lassen auch die motivisch und stilistisch eng definierten Bilddarstellungen tiefe Einblicke in das Werte- und Glaubenssystem der damaligen Menschen zu. Denn gewiß trugen diese Bilddarstellungen einst einen bestimmten Sinn. Weil aber Bilder nicht aus sich allein heraus verständlich sind und die germanischen Völker zu den weitgehend schriftlosen Kulturen zählen, lassen sich Botschaft und Bedeutung nicht mehr auf Anhieb begreifen. Hier kann ein interdisziplinäres Verfahren über verschiedene Zugangswege helfen, bei dem unter anderem skandinavische Textüberlieferungen des 10. bis 14. Jahrhunderts eine Rolle spielen. Denn die bereits christlichen Verfasser bzw. Kompilatoren dieser Werke nahmen bewußt ältere, oftmals wohl mündliche Traditionen auf, die mit ihren Wurzeln zumindest teilweise weit in die heidnische Zeit zurückgehen und – mit der nötigen Quellenkritik – im Einzelfall durchaus ertragreich für das Verständnis der wesentlich älteren Bilder ausgewertet werden können. So wird das Phänomen Goldhalskragen mit Hilfe verschiedener Methoden beleuchtet.

 

kragen_nah               alexandra_pesch