Nordistik
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Überseezungen - Poesie und Verfremdung

Pia Tafdrup und Yoko Tawada im Gespräch, moderiert von Heinrich Detering.

10.12.2014 um 20:00 Uhr

Amalienstrasse 83, Rückgebäude

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

Eintritt: €7,00 / €5,00, Mitglieder Lyrik Kabinett: frei

Für Studierende der Skandinavistik übernimmt das Institut für Nordische Philologie den Eintrittspreis. Bitte tragt euch dazu bis spätestens 3. Dezember in die Liste in der Bibliothek ein oder meldet euch bei Stig Olsen.

 „Fremd sein ist eine Kunst“. Dieses Diktum von Yoko Tawada ist nicht so weit entfernt von der Poetik Pia Tafdrups wie Tokyo von Kopenhagen. Beide Dichterinnen suchen und nutzen für ihr Schreiben den fremden, distanzierten Blick. Bei Yoko Tawada ergibt sich dieser unmittelbar aus dem stetigen Pendeln zwischen ihrer Wahlheimat Deutschland und ihrem Geburtsland Japan, sie schreibt in ihrer Muttersprache Japanisch ebenso wie auf Deutsch. Pia Tafdrup, wohnhaft in Dänemark, wo sie geboren wurde, hat ungezählte Reisen in die unterschiedlichsten Winkel der Erde unternommen: in die USA und Russland, nach Portugal und Australien, nach Deutschland und Israel, wo sie auch längere Zeit lebte. Beide Autorinnen sind auch Sprachreisende, die sich immer wieder mit Übersetzungen und „Überseezungen“ (Yoko Tawada) beschäftigen. Dieser Abend wird nicht nur Gelegenheit bieten, bekannte wie auch unveröffentlichte Gedichte von Pia Tafdrup und Yoko Tawada zu hören, sondern zugleich auch Einblick gewähren in die eigenwillige Poetik zweier vielseitiger und vielfach preisgekrönter Werke. Durch das Gespräch führt Heinrich Detering.

 

Kopenhagen

Diejenigen,
bei denen es immer regnet,
sprechen warme, feuchte Wörter.
Sie verstecken ihre Füße, so erfahren wir nie, wie sie enden.
Diejenigen,
bei denen die Sommernacht zu kurz ist,
richten ihre Kopfkissen nach Norden.
Sie speisen rot gefärbte Finger im heißen Hund und reden über frische Filme.

Yoko Tawada,
aus: Abenteuer der deutschen Grammatik (konkursbuch 2010), S. 29.

[…]

Regnen soll es, und meine Liebkosungen
sollen dich so zum Atmen bringen, wie du es tust,
wenn du aus Zärtlichkeit meine Schwere aufhebst,
dort, wo wir einander nie begegnen
und uns deshalb auch nicht trennen werden.

Pia Tafdrup, „Nur ein Messer“ (Auszug), übersetzt von Hanns Grössel,
aus: Die Horen Nr. 206, 2/2002, S. 55.