Nordistik
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Exkursion auf der Isle of Man

26.05.2015 – 01.06.2015

Anreisetag

Am 26.5.2015 war es soweit, um 11.25 Uhr ging unser Flug in München los. Nach einem Zwisle of man 1ischenstopp in Dublin erreichten wir am späten Abend die Isle of Man. Während ein Teil der Gruppe noch Einkäufe für das Frühstück der kommenden Tage erledigte, konnte der Großteil schon unsere Unterkunft besichtigen; das idyllisch gelegene Ardwhallan House, das wir ganz für uns alleine hatten. Neben der Jugendherberge gab es einen See, einen Abenteuerspielplatz und – wie für uns geschaffen – ein Wikingerlanghaus! Hier würden wir vier Tage verbringen, und sicher Spaß haben!


Tag 2
isle of man 2Nach einem gemütlichen und sehr reichhaltigen Frühstück brachen wir zu dem kleinen Örtchen St John's auf, wo wir Tynwald Hill, den ursprünglichen Versammlungsplatz der Insel, besichtigten. Der Tynwald, dessen Name seine Wurzeln im Altnordischen hat, beansprucht für sich, das älteste durchgehend tagende Parlament der Welt zu sein. Bei der nahe gelegenen St John's Chapel stießen wir zudem auf das erste von zahlreichen Manx Crosses, die noch folgen sollten - dem Hauptgrund für unsere Exkursion. Anschließend fuhren wir weiter an die Westküste nach Peel. Auf einer der Stadt vorgelagerten Insel liegt Peel Castle, die Ruine einer Festungsanlage, die im 11. Jahrhundert von den Wikingern errichtet und bis ins 19. Jahrhundert kontinuierlich ausgebaut wurde. Bevor wir diese jedoch ausführlich in Augenschein nehmen und uns an der tollen Aussicht erfreuen konnten, luden uns die Unmengen am Strand angespülter Jakobsmuscheln noch zum Sammeln ein. Nach einer kleinen Kaffeepause zogen wir weiter zum House of Mananan. In diesemisle of man 3 Museum wurde uns die Geschichte der Isle of Man mit großem Multimedia-Aufwand und anhand zahlreicher Rekonstruktionen eindrucksvoll näher gebracht. Pünktlich zum mittäglichen Picknick begann es relativ stark zu regnen, wobei wir uns davon den Appetit auf die mitgebrachten Leckereien nicht verderben ließen. So gestärkt machten wir uns auf die Suche nach Mannanans Chair, den wir auf Grund fehlender Beschilderung leider nicht finden konnten und uns daher mit einer von uns als „schwarze Kuh am Ende der Welt“ betitelten Kuh und einer womöglich wikingerzeitlichen Pfütze begnügen mussten. Da der Regen zu diesem Zeitpunkt partout nicht nachlassen wollte, führte uns unser Weg weiter nach Douglas, in die Hauptstadt der Insel, genauer gesagt ins Manx Museum. Dort erhielten wir (neben einem Dach über den Kopf) einen spannenden Einblick in Flora, Fauna, Brauchtum und (jüngere) Geschichte der Isle of Man. Unter anderem gab es eine eher befremdliche, da schwanzlose Manx Cat, einen prähistorischen Riesenhirsch und Nachbildungen einiger Manx Crosses zu sehen, die wir in den folgenden Tagen noch im Original zu Gesicht bekommen würden. Auch ein Verweis auf die Tourist Trophy, ein berühmtes Motorradrennen, das am Tag unserer Abreise stattfinden würde und das auf Grund von Aufbauarbeiten und zahlreichen bereits angereisten Bikern stets präsent war, durfte in Form des Motorrads von Joey Dunlop, dem Rekordsieger des Rennens, selbstverständlich nicht fehlen. Beim Abendessen in einem netten Restaurant direkt an der Strandpromenade von Douglas ließen wir den Tag schließlich ganz gemütlich Revue passieren. Und als wir das Restaurant verließen, schien tatsächlich die Sonne, sodass wir nicht nur einen Regenbogen über der Bucht von Douglas, sondern auch die farbenfrohen Fassaden der viktorianisch anmutenden Häuser entlang der Loch Promenade im Licht der Abendsonne bestaunen konnten.


Tag 3
isle of man 4Der heutige Donnerstag stand ganz im Zeichen der größten und wichtigsten nordistischen Attraktion der Insel: der Manx Crosses. Hatte Franziska schon die Untersuchung ihrer Nachbildungen im Manx Museum in Douglas in Verzückung versetzt, so sollte sie heute ihre Erfüllung finden, denn nach einem frühen und unsanften Weckruf in Form eines Feuermelders in Kombination mit einer heißen Dusche und dem anschließenden Frühstück, ging es um kurz vor 9 Uhr morgens auf die Reise in Richtung Norden (bzw. Nordwesten) der Insel. Dort hieß die erste Station Kirk Michael, eine gerade im Umbau befindliche Kirche, wo es eine erste Sammlung an Kreuzsteinen zu bestaunen gab, einige mit Runeninschriften und u.a. eine sehr schöne Darstellung einer Stabträgerin. Schon hier sollte sich die wissenschaftliche Aufgabenteilung bemerkbar machen, die uns den Tag über begleiten sollte: Runenexperte Giacomo las jede Inschrift und vermittelte seineKenntnisse vor allem an eine interessierte Zuhörergruppe aus Johann und Josef, während Herr Heizmann und Franziska von den diversen Bilddarstellungen und deren genauester Untersuchung kaum zu trennen waren. Nach getaner Arbeit und einer Begegnung isle of man 5mit dem Friedhofswärtern und –gärtnern in Form zweier Ziegenböcke hieß es zurück in die Autos und auf zur nächsten Station, dem etwas nördlich gelegenen Jurby, wo die nächste Gruppe von Manx Crosses auf uns wartete. Diesmal gab es etwa eine sehr schöne Sigurddarstellung zu bewundern, die von den Berufenen mit Akribie untersucht und dokumentiert wurde. Der Rest der Gruppe gönnte sich derweil schon eine erste Coffee Break mit den zwei freundlichen, älteren Herrschaften, die durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen die Finanzen der Pfarrgemeinde aufzubessern versuchten und sich als sehr nette Gesprächspartner entpuppten. Weiter im Norden erwartete uns in Kirk Andreas u.a. eine sehr deutliche Herzbratszene in Stein sowie eine Odindarstellung und eine (debatierbare) Gunnarszene. Der Zugang zu einem Schiffsetzungsgrabhügel wurde uns im Anschluss durch ein Schild mit der Aufschrift „Privatgrund“ verwehrt, sodass nach dieser ersten Etappe ein Picknick ganz im Norden der Insel, am Point of Aire, direkt am Meer und unter dem Schatten eines Leuchtturms, als Stärkung verspeist wurde. Nur der Wind erwies sich dort für den etwas angeschlageneren Teil der Exkursionisten als ungemütlich, doch man genehmigte sich die wohlverdiente Mittagspause und übte sich in Runenritzungen. Derlei gestärkt fuhren wir im Anschluss das ohnehin am Wegesrand befindliche Kirk Bride an, das v.a. ein Manx Cross mit sehr schwierig zu deutendem Bildinhalt aufbot, ehe uns unser Weg an eine Landspitze im Nordosten der Insel führte: Nach Maughold. Dort harte noch die wohl bekannteste Bilddarstellung aller Manx Crosses ihrer Untersuchung, die Nibelungengeschichte samt einer möglichen Darstellung der Hortvorgeschichte in Form eines Otterbalgs mit (wahlweise) einem steinwerfenden Loki oder einem herzbratenden Sigurd. Nach intensiver Begutachtung setzte sich die Loki-Deutung durch und der Manx Crosses-Teil des Tages wurde mit einem ersten Gruppenfoto beschlossen.

isle of man 6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun steuerten wir noch ältere Kulturdenkmäler der Isle of Man an. Das erste davon war eine steinzeitliche Megalithgrabanlage mit dem klingenden Namen Cashtal yn Ard, die aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend datiert. Weiter ging es mit dem Versuch der Identifizierung eines Steins mit einer uralten Spiralritzung, direkt in der Böschung der Landstraße, die allerdings selbst das geübteste Auge leider nicht ausmachen konnte. Dafür entschädigte der neuerliche Anblick eines majestätischen Regenbogen über dem Meer im Hintergrund der Szenerie. Die nächste Station war „King Orry’s Grave“, eine steinzeitliche Grabanlage, die von manchem Exkursionsteilnehmer zum Anderswelt-Tor (oder auch nur Star Gate) umfunktioniert wurde. Langsam neigte sich der Tag dem Abend, sodass wir uns in Richtung Douglas auf den Weg machten. Dabei hielten wir alleisle of man 7rdings auf dem Weg noch an der „St. Adamnan’s Church“, die ebenfalls noch keltische Kreuzsteine beherbergen sollte. Diese erwiesen sich bei näherer Ansicht und gerade im Vergleich zu den detaillierten Bilddenkmälern am Vormittag dieses Tages allerdings als reichlich unspektakulär, sodass wir flugs wieder aufbrachen. Das letzte Ziel des Tages, erneut eine Kirche mit Manx Crosses, war ob der späten Stunde bereits verschlossen, sodass wir ohne weiteres Kulturprogramm unser wohlverdientes (und überaus wohlschmeckendes) Abendessen in einem italienischen Restaurant in Douglas genießen konnten – trotz zwischenzeitlichem Potenzial auf weitere Ausfälle dank Verletzung mittels Unachtsamkeit. Nach dem Abendessen aber überkam uns der Mut noch einmal, und so wagten wir statt eines gemütlichen Abendspaziergangs am Quay von Douglas noch eine Bergtour auf den Snaefell, den höchsten Berg der Insel. Dank einer gesperrten Straße, einbrechender Dunkelheit und übermäßigen Windstößen erklommen wir den Berg zu später Stunde allerdings doch nicht mehr, sondern begnügten uns mit der Ansicht der Spitze von einem Plateau weiter unten aus. Statt dessen fuhren wir zu unserem Quartier im Ardhwallan House zurück, wo der Großteil der Exkursionsteilnehmer todmüde in die Kojen verschwand und nur eine wenige Hartgesottene noch ein Feierabend-Getränk zu sich nahmen, ehe auch diese sich, müde, aber zufrieden, zurückzogen.

Tag 4
Der Tag fing mit einem Besuch bei der alten Kirk Braddan an, wo wir unter anderem ein Kreuz im Mammenstil sahen, sowie ein Kreuz mit einer Inschrift, die sich über einen Eidbruch beschwerte. Danach fuhren wir zu The Braaid, um die Fundamente eines nordischen Langhauses wie auch die eines keltischen Rundhauses zu besichtigen. Nachdem wir uns überlegt hatten, in welchem der beiden wir lieber wohnen würden, ging die Reise weiter zur alten Verteidigungsanlage Cronk Ny Merriu, isle of man 8die an einer Klippe an einem wunderschönen Meeresbucht lag. Auf der Suche nach unserem nächsten Ziel, Kirk Malew, fanden wir eine mittelalterliche Brücke – die Monks Bridge, errichtet im Jahre 1134 – und durften durch eine Furt fahren. Endlich fanden wir unser Ziel, wo wir in einen abgesperrten Bereich eindrangen, um uns einen Bildstein mit einer Sigurddarstellung anzusehen. Unser nächster Halt war Castletown, Standort einer mittelalterlichen Burg, Castle Rushen. Nach unserem Mittagspicknick besichtigen wir die Burg: Als man oben auf dem Burgturm stand, vermochte man nicht nur die ganze Stadt, sondern auch die wunderschöne Umgebung zu sehen. Als nächstes besichtigten wir Balladoole, den Ort einer ehemaligen Schiffssetzung und ruinierten Kapella.
isle of man 9Inmitten eines Feldes fanden wir die nächste Sehenswürdigkeit: The Standing Stone, der gut anderthalb bis zwei Meter in die Luft emporragte. Danach ging es zur südlichen Küste, komplementär zu unserem Zug in den hohen Norden der Insel, um die Calf of Mann, eine kleine, schöne, leicht von der südlichen Küste abgelegene Insel, sehen zu können. Von dort aus konnte sogar die weit entfernte Küste Irlands erblicken. Danach kamen wir zu einer sich auf einem Hügel befindenden keltischen Grabanlage (The Mull Circle), wo sich ein mächtiger Regenbogen hoch in den Himmel erstreckte. Nachdem wir die Gemütlichkeit der Gräber erprobt hatten, besuchten wir noch einen Bunker aus dem letzten Weltkrieg. Unseren Besuch auf der Insel Man abschließend, genossen wir Speis und Trank im nachgebauten Wikinger-Langhaus unserer Herberge. Als langsam die letzten Tröpfchen aus dem Trinkhorn geleert waren und die letzten feierlichen Töne der Sagas ausklangen, gab sich die müde Mannschaft einem wohlverdienten Schlafe hin und ging zu Bett.

isle of man 10


Tag 5
isle of man 11Nach einer eiskalten Dusche am Morgen ging es an die Grundreinigung des Hauses, bei traumhaft schönem Wetter, möglicherweise der schönste Sonnentag, den die Insel im Jahr zu bieten hat. Am Flughafen konnte endlich der legendäre Manx Spirit erstanden werden. Nach einer butterweichen Landung in Dublin und einer kurzen Busreise (Zitat Hr. Heizmann: „Ich fahr ja gerne Bus, wenn der Busfahrer ständig mit seinem Handy rumspielt.“) ließ man das Gepäck im Hotel zurück und begab sich zum ersten Höhepunkt des Dublin-Aufenthalts, dem Nationalmuseum. Das Besichtigungstempo der außergewöhnlichen Exponate blieb jedem selbst überlassen, so dass sich für die eine oder andere Gruppe noch Zeit für eine Einkaufstour bot oder sich der Weg in eine Whiskey-Bar finden ließ. Nach einem gemeinsamen Abendessen im Stadtkern von Dublin teilte sich der Haufen auf, in jene, die noch einen nächtlichen Stadtrundgang in Angriff nehmen wollten, Pubbesuchern und einer Whiskeyverkostung auf einem der Zimmer (Manx Spirit schneidet befriedigend ab). Mit dem Wissen, dass wir morgen früher aufstehen werden als die Dame, die das Frühstück vorbereitet, ging man zu Bett.


Tag 6
Nach der ersten, eher kurz geratenen Nacht in Dublin ging es in den frühen Morgenstunden in die Upper O’Connell Street, wo schon ein Exkursionsbus auf uns wartete. Der erste Punkt auf unserer Liste: Newgrange. Nach etwa 50 Kilometern Fahrt ging es einmal um und schließlich mitten in das gut 5000 Jahre alte Hügelgrab, das sich mit seiner Grasbewachsung dezent in die zu allen Seiten grüne Landschaft einschmiegte. Die enorme Felskonstruktion, deren mittlere Kuppel beinahe etwas Kathedralenhaftes hatte, sorgte für sprachloses isle of man 12Staunen. Besonders die Demonstration des Lichteinfalls direkt in die Grabkammer zur Wintersonnenwende flößte uns Ehrfurcht ein, wenn sie auch mit einer kleinen 40-Watt-Birne ein wenig Atmosphäre einbüßen musste. Nach einem zufälligen Treffen mit dem vorbildlich kulturbewussten Fußballspieler Marco Materazzi (Herr Heizmann legt hierzu Wert auf die Feststellung, dass zumindest er Materazzis unfeine Provokation Zinedine Zidans im Finale der WM 2006 nicht vergessen hat!) ging es schließlich weiter zum Hill of Tara, den wir sowohl in wärmendem Sonnenschein, in kaltem Seewind als auch in strömendem Regen bewundern konnten (very Irish!). Auf dem ehemaligen keltischen Heiligtum residierten früher Hochkönige, heute eher Schafe und Touristen. Neben deisle of man 13r Aussicht gab es auch ein weiteres passage tomb zu bewundern. Das Wetter trieb uns allerdings bald wieder in den warmen und vor allem trockenen Bus. Vorbei an Schlössern und den Zelt-Ruinen des Slane Castle-Festivals ging es wieder zurück nach Dublin. Bei den meisten Recken unserer Truppe forderten nun die letzten Tage ihren Tribut und es ging recht schläfrig zu. Wieder in Dublin trennten sich unsere Wege: Manche besichtigten das Trinity College, manche schlenderten gemütlich durch die windigen Straßen Dublins, bis wir abends dann gemeinsam zum Abendessen aufbrachen. Auf dem Weg führte uns Daniela auf die Spuren der Wikinger in Dublin. Von den Ausgrabungen, welche Beweise für ihre Anwesenheit zu Tage förderten, lässt sich heute zwar nicht mehr viel sehen, aber wir wollten uns nicht entgehen lassen, die Pfade abzuschreiten, um schließlich stilecht beim Brasilianer zu landen. Nach einem steaklastigen Mahl begann Teil 2 des Tages: Pubcrawling. Nachdem unser Favorit „The Norseman“ bis zum Anschlag überfüllt war, fanden wir doch relativ schnell einen Platz für unsere 13 Leute. Live Musik und irische Spezialitäten ließen vermuten, dass auch in dieser Nacht nicht viel Zeit für Schlaf bleiben würde.

isle of man 14









Abreisetagisle of man 15
Da wir noch den ganzen Vormittag zur Verfügung hatten, konnte noch jeder nachholen, was er an den Tagen zuvor verpasst hatte: Für manche war das ein Stadtspaziergang, für manche Shopping, und für eine Gruppe nun endlich das Trinity College, mit seiner beeindruckenden Ausstellung zum Book of Kells. Danach konnte man sich kaum entscheiden, ob die Hauptsehenswürdigkeit wirklich das Book of Kells war, oder doch die wunderbaren Bibliotheksräume. Am frühen Abend landeten wir erschöpft aber zufrieden in München.