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Exkursion nach Nordengland SoSe 2017

Exkursionsbericht

24.06.2017 – 01.07.2017

Exkursion nach England (Altnordistik) Sommersemester 2017

Tag 1: 24. Juni 2017 – Manchester + York

England1

Morgen war es, am 24.6., da wir aus unseren Häusern wanderten. Nicht war Sand noch See. Viel mehr war eine Reise nach England erwogen. Nicht war Erde unter dem Flieger, da er ja in der Luft war, noch war besonders viel Himmel oberhalb des Flugzeugs (aus demselben Grunde). Gut kamen wir in Manchester an. Von Süden schien Sonne, die Gräser, die im Grunde wuchsen, waren grün. Nachdem sich jene unter uns, die nicht aus der EU stammen, eines besonderen Beispiels der englischen Gastfreundlichkeit erfreuen durften, konnte die Reise fortgehen. Zur Bahn gingen die Skandinavisten alle und erhielten sogar Sitzplätze auf dem Wege nach Jórvík, der strahlenden Stadt.

Jórvík schien eine ausgesprochen lebendige Stadt zu sein, in der sich der gellende Ruf des Gittarenertöners durch die zum Teil noch mittelalterlichen Gassen hallt. Unser gemütliches Hostel direkt in der Innenstadt war keine Ausnahme dieses Aufeinandertreffen von Alt und Neu. Lange brauchten wir nicht, ehe wir uns zu Hause fühlten. Gingen alle aus unserer Schar zum Münster, dem glänzend stolzen Gebäude. Dort fanden wir eine Frau, eine vielwissende, die uns Kunde über des Münsters Geschichte teilte. Im Hintergrund rauschte eine schöne Musik. Auf Nachfrage erfuhren wir, Neugierige, dass des Abends ein Konzert stattfinden sollte, Mozarts Requiem und der Symphonien viermal zehnte. Wahrlich reizte dies die Reisenden, sodass wir den Entschluss trafen, eben dorthin zu gehen, um uns an der himmlischen Musik zu laben.

Zuerst aber bedurfte es nach einem Abendmahl. Wir saßen gemeinsam drinnen, im Restaurant neben unserem Hostel, als die Kellnerin kam, die fruchtbare Asin, und schaute einen der Edlen ins Auge. Warf er seine Bestellung zuerst in den Raum, und die erste Runde Getränke kam in die Welt. Auch die britische Küche wussten wir zu kosten. Wir gingen sodann zum Konzert. Uns ward der Klang, der hart erschien, zum Weichen Tongemälde. Wir lagerten uns in der Halle, erfüllt mit wunderbarsten Tönen. Nachdem lieblicher Schall sich legte hub in der Halle laut hartes Handgeklapper an. Dies dauerte, wie gewöhnlich, lange. Die müden Skandinavisten kehrten alsdann zurück in das Hostel. Während einige noch den Abend auskosten wollten, lernte der Rest ihre Betten von innen näher kennen. Wir hatten in dieser Woche nun wahrhaftig viel vor.

Tag 2: 25. Juni 2017 – York

Nach einer erholsamen Nacht und einem für die meisten von uns aus Porridge bestehenden Frühstück brechen wir gegen 10 Uhr von unserem Hostel, The Fort, in Richtung des Yorkshire Museums auf. Das milde, leicht windige Wetter trägt zur ohnehin schon heiteren Stimmung bei. Unser Weg führt uns durch den Park Yorks, in dem es von äußerst zutraulichen und tollkühnen Eichhörnchen nur so wimmelt.England2 Die Ausstellung "Rediscover the Legend" im Yorkshire Museum ist sehr vielseitig aufgebaut; einerseits betrachten wir Funde aus der Zeit des Danelag (Brakteaten, Münzen, Waffen), andererseits bietet das Museum diverse interaktive Ausstellungsstücke, wie beispielsweise Virtual-Reality-Brillen, nach deren Aufsetzen man ein Heerlager der Wikingerzeit besichtigen kann.

Wenige Schritte vom Museum entfernt befindet sich die St. Olave's Church, in der uns norwegische Fahnen in der Nähe des Eingangs begrüßen; wir bekommen das Ende einer Messe mit, nach der wir von sehr freundlichen Damen zu Kaffee und Kuchen im hinteren Teil der Kirche eingeladen werden. Als weiterer Punkt auf unserem Programm steht das Jorvik Viking Centre, das mit einer "Wikingerbahn" wirbt. Da die Technik dieser Bahn jedoch nach etwa 15 Metern zum Erliegen kommt, werden wir dazu aufgefordert, den äußerst unspektakulären Weg zurück zu ihrem Anfang zu gehen, um uns die Ausstellung anzusehen, welche eigentlich als Attraktion nach der Fahrt geplant ist. Aufgrund scheinbar größerer technischer Turbulenzen können wir diese Fahrt nicht erneut antreten und müssen uns mit der Ausstellung zufriedengeben, welche – wie schon das Yorkshire Museum – viele interaktive Ausstellungsstücke zu bieten hat.

Leicht enttäuscht ziehen wir weiter, bis wir zu Clifford's Tower, dem Bergfried Yorks aus dem 11. Jh., gelangen, welcher sich auf einem Hügel im Zentrum der Stadt befindet. Entgegen unseren Erwartungen treffen wir jedoch nicht nur auf nackten Stein; von oben blicken wir einerseits auf nahezu ganz York, andererseits auf vollkommen entblößte Radfahrer, die gegen die Umweltverschmutzung durch Autos protestieren. Nach diesen durchaus facettenreichen Erlebnissen kehren wir zu unserem Hostel zurück, indem wir den Weg über die fast gänzlich erhaltenen Stadtmauern als Marschroute wählen, woraufhin wir unser Abendessen im Pub unseres Vertrauens, Kennedy's Pub, einnehmen. England3.pn

Der Tag ist jedoch noch nicht zu Ende; wir werden von Ghostly Graham, unserem Ghost Trail Tour-Guide erwartet. Er empfängt uns vor dem York Minster und führt uns darauf durch die Gassen Yorks, in denen er uns diverse Geschichten über Geister und Spuk erzählt. Wenn Geistergeschichten auch Geschmackssache sind und man über ihren Unterhaltungswert sicherlich diskutieren kann, so ist es hingegen unumstritten, dass diese Tour durch das Charisma und die charakterlichen Eigenarten Ghostly Grahams zu einem unvergesslichen Erlebnis wird. Nach diesem ereignisreichen Tag lässt ein Teil unserer Gruppe den Tag in einem Pub – The Artful Dodger – ausklingen, während sich der andere Teil zurück in das Hostel begibt, um dort schlafend dem dritten Tag unserer Exkursion entgegenzufiebern. 

 

Tag 3: 26. Juni 2017 – Yorkshire

Nach unserer zweiten Nacht im mittlerweile liebgewonnenen York gilt es, die Mietautos am Bahnhof abzuholen, um das Umland der Stadt erkunden zu können. Sobald die bürokratischen Hürden überwunden sind, teilen wir uns auf die beiden Autos auf: Alessia, Johanna und die Herren der Schöpfung besteigen den von Prof. Heizmann gefahrenen Kleinbus, während der Rest unter Anleitung Courtneys und mit Johanna S. am Steuer vorausfährt. England4Unterwegs fällt uns schnell auf, wie viele Ortsnamen hier skandinavischer Herkunft sind – die Spuren der Wikinger scheinen allgegenwärtig. Zunächst geht es in das kleine Örtchen Stamford Bridge, hinter dem es eine halb von Hecken verborgene Wiese zu bestaunen gibt: den mutmaßlichen Schauplatz der Schlacht von Stamford Bridge im Jahre 1066. Josef berichtet uns hier von König Harald Hardrada von Norwegen, dem „letzten Wikinger“, der hier sein Ende im Kampf gegen die Truppen Harold Godwinsons fand – ehe dieser wenig später bei Hastings Wilhelm dem Eroberer unterlag.

Nachdem das Navigationsgerät des kleineren Autos uns auf einen pittoresken Umweg durch die Dörfer im Umkreis von Whitby gelotst hat, gehen wir erst einmal einkaufen, um vor dem Eingang der Abtei ein Picknick zu veranstalten. Gestärkt betreten wir das Gelände oberhalb der Felsen, die den südlichen Rand der Bucht von Whitby bilden. Hier erwarten uns auf der Hügelkuppe die Überreste der Klosterkirche: von den Seewinden abgeschliffen, von den Bewohnern der Stadt teilweise als Steinbruch benutzt, aber immer noch – oder vielleicht auch gerade deshalb – äußerst imposant. Dort trägt uns Pauline einiges zur Geschichte des Klosters vor. Einen Höhepunkt stellte hierbei die Synode von 664 dar, deren Ergebnis die Aussöhnung der keltischen Kirche mit der römisch-katholischen war. Als letzten Programmpunkt des Tages besuchen wir schließlich Rievaulx Abbey, eine zweite Klosterruine. Anders als Whitby Abbey liegt diese nicht am Meer, sondern gut versteckt in einem bewaldeten Tal. Dank seiner geschützten Lage ist Rievaulx deutlich besser erhalten, und so können wir nicht nur die Überreste der Klosterkirche bestaunen, sondern auch durch die Wohn- und Wirtschaftsgebäude schlendern und Teile davon sogar erklimmen, wobei manche Kletteraktionen die Zuschauer leicht nervös stimmen. Nach so viel frischer Luft kehren wir schlussendlich nach York zurück, um unseren letzten Abend dort gemütlich ausklingen zu lassen.

Tag 4: 27. Juni 2017 – Durham

England5Am Dienstagmorgen müssen wir York schweren Herzens schon wieder verlassen – aber es warten neue Ziele auf uns! Wir nehmen den Zug in Richtung Newcastle upon Tyne, sind aber nicht gekommen, um zu bleiben. Hier beziehen wir nur unser Quartier und sehen die berühmten Brücken im Vorbeifahren, bevor wir uns auf den Weg zu unserem eigentlichen Ziel machen: Durham. Unsere Übernachtungspläne dort waren zuvor von ausgebuchten Hotels aller Orten durchkreuzt worden, und als wir ankommen, sehen wir auch sofort, warum. Die Stadt wimmelt nur so von Graduates in unterschiedlichen Roben und Eltern, die mit stolzgeschwellter Brust ihre Zöglinge durch die Lokale der Stadt führen. Als wir nach dem Mittagessen unsere Stadtführerinnen treffen, müssen sie uns durch Scharen glücklicher Absolventen navigieren; anders als in Deutschland wird der Universitätsabschluss hier gehörig zelebriert, wie wir nicht ohne Neid feststellen müssen. Stets „very, very carefully“, um Kollateralschäden zu vermeiden, weisen unsere Guides uns durch die mittelalterlich anmutenden, steilen Gässchen der Stadt. Durhams Standbeine, so lernen wir, könnten unterschiedlicher nicht sein: Die Stadt lebt von ihren Studenten (die etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmachen!) und von Hochsicherheitsgefängnissen (Schnittmenge der jeweiligen Bevölkerungsgruppen unbekannt). Der früher stark betriebene Kohleabbau in der Umgebung ist lange eingestellt, wurde aber als Wirtschaftsfaktor vom boomenden Tourismus ersetzt. Der Endpunkt unserer Führung, der Komplex von Kathedrale und Burg, ist seit 1986 UNESCO-Weltkulturerbe. Davon ist leider nicht so viel zu sehen, da alles begraben ist unter schick gekleideten Menschenmassen. Einen Blick in die Kathedrale dürfen wir aber doch werfen (jetzt kennen wir immerhin den Hintereingang!) und auch das dazugehörige Museum, das Schätze wie einige Bildsteine und frühe Abschriften der Magna Carta beherbergt, können wir besichtigen. Als wir am frühen Abend wieder gehen müssen, sind alle etwas enttäuscht, dass wir nicht einfach dort bleiben können – aber wir kommen wieder!

Tag 5: 28. Juni 2017 – Jarrow, Hadrians Wall, Bewcastle

England6Ein neuer Tag voller Abenteuer beginnt! In Newcastle beschaffen wir uns zwei Mietautos und unsere großartigen Fahrer dürfen aufs Neue unter Beweis stellen wie gut sie den Linksverkehr im Griff haben. Heute geht die Reise zuerst nach Osten, zur St. Pauls Monastery in Jarrow. Da es noch recht früh am Morgen ist, ist die Kirche noch verschlossen, also hält Johann sein Referat über die Geschichte des Klosters unter freiem Himmel in den Ruinen desselben. St. Pauls war Heimat- und Schaffensort des Geschichtsschreibers Beda venerabilis, und gleich in der Nähe gäbe ein kleines Museum namens Bede’s World, das aber leider geschlossen hat. Trotzdem sammeln wir uns im kleinen Vorhof und Sophie hält ein Referat über das Leben und Schaffen des St. Beda… entschuldige, natürlich des Beda venerabilis. Mehr Informationen hätte uns das Museum auch nicht geben können. 

Danach brechen wir wieder auf und fahren Richtung Westen. Da wir nun doch mehr Zeit haben als geplant, machen wir nach einem kurzen Tank- und Shoppingstop auch noch einen Abstecher nach Vindolanda am Hadrians Wall. Dort findet sich nicht nur die Ausgrabung des ehemaligen Römerforts, sondern auch eine Rekonstruktion der Wachtürme am Hadrians Wall und ein Museum mit massenhaft antiken Schuhen und den berühmten Vindolanda-Tafeln. Von Vindolanda aus fahren wir zu unserem letzten Ziel des Tages: St. Cuthbert’s Church in Bewcastle. Am interessantesten für uns war natürlich das Steinkreuz im Kirchgarten. Neben wunderschönen Weinranken und Knoten-Verzierungen findet sich darauf auch eine Runeninschrift, welche uns Dr. Alessia Bauer im Detail erklärt. England7Außerdem sehen wir uns noch das kleine Museum und machen uns dann auf den Weg zur namensgebenden Burg Bewcastle Castle.

Auftritt: Frosty das Lama. Wer erwartet, dass eine alte, verlassene Burgruine mitten in England von einem Lama, drei Alpacas und einer Horde Schafe bewacht wird? Genau. Niemand. Mit Erlaubnis des Besitzers betreten wir die Weide und erkunden die Ruine. Natürlich brechen wir nicht ohne ein Gruppenfoto mit Lama auf, doch machen wir uns bald wieder auf den Heimweg. Zurück im Hostel wird zusammen noch Fisch mit Kartoffeln gekocht und wir verbringen einen weiteren lustigen Abend.

 

Tag 6: 29. Juni 2017 – Ruthwell, Gosforth, Carlisle

England8Beim Frühstück machten alle, denen die Ehre vorher noch nicht zuteilgeworden war, erste Bekanntschaften mit Marmite. Um etwa 9 Uhr machten wir uns auf den Weg zu unseren Mietautos und fuhren anschließend nach Schottland, ohne dass uns der Hadrian´s Wall hätte aufhalten können. Vormittags kamen wir in Ruthwell an, wo sowohl das Wetter als auch Flora und Fauna alle schottischen Klischees erfüllten. In der örtlichen Kirche besichtigten wir das angelsächsische Ruthwell Cross, das Gedichtzeilen in Runenschrift zieren und genossen überdacht Johannas Referat. Danach ging es zurück nach England in die Grenzstadt Carlisle. In der dortigen Kathedrale mit prächtigem Sternenhimmelgewölbe präsentierte uns Alessia eines der beiden Runengraffiti aus dem 12. Jahrhundert. Nach der Mittagspause, in der wahlweise ein Museum besucht, gegessen, geshoppt oder für englische Verhältnisse fantastischer Kaffee getrunken wurde, setzten wir unseren Ausflug fort und erreichten nachmittags Gosforth. Dort gibt es eine Reihe von Steindenkmälern, deren Darstellungen nach Belieben christlich oder anhand der skandinavischen Mythologie interpretiert wurden. Das Gosforth Cross befindet sich eigentlich im Freien vor der St. Mary´s Church (und daher in einem schlechteren Zustand als das Ruthwell Cross), aber wir suchten erneut in der Kirche Zuflucht vor dem Regen, um Markus´ Referat zu lauschen. Doch auch innen gab es mit dem Fishing Stone und einigen Grab- und Gedenksteinen Beeindruckendes zu bestaunen. Obwohl die Zeit nun schon fortgeschritten war, beschlossen wir, noch nach Bridekirk in der Cockermouth Area zu fahren, um das Taufbecken der St. Bridget´s Church mit einer formal außergewöhnlichen Runeninschrift zu besichtigen. Der freundliche Pfarrer der Kirche war sehr hilfsbereit und angetan von unserem Interesse. Angesichts der späten Stunde und des langen Heimwegs einigten wir uns bezüglich des Abendessens auf ein Brotzeitbuffet und Rührei im Hostelkeller, wo wir den Tag anschließend gemütlich bei einem Glas Wein oder einer Dose Bier Revue passieren ließen.

Tag 7: 30. Juni 2017 – Lindisfarne

Der siebte Tag begann ähnlich wie die anderen auch mit einem guten Frühstück im Hostel und einem anschließenden Marsch zu unseren Autos, die wir am Bahnhof geparkt hatten. Heute sollte es zu dem berühmt-berüchtigten Ort gehen, der wohl jedem Skandinavisten ein Begriff ist. Der Ort, der für den Beginn der Wikingerzeit steht: Lindisfarne! England10Gut zwei Autostunden nördlich von Newcastle liegt die Insel Lindisfarne – heute auch bekannt unter dem Namen „Holy Island“ -, die nur bei Ebbe mit dem Auto zu erreichen ist. Im wunderschönsten englischen Dauerregen fuhren wir los und erreichten die Stelle, an der die Straße durch das Watt auf die Insel führt. Mit all unserem Mut folgten wir der Straße durch das Watt und erreichten schließlich den Parkplatz der Insel. Mittlerweile hatte der Dauerregen aufgehört, doch dafür hüllte dicker Nebel die Insel ein und ein eisiger Wind pfiff uns um die Nase. Wir ließen uns davon nicht die Laune verderben und besichtigten die Ruinen des alten Klosters, das im 11. Jh. errichtet wurde. Überreste von den Gebäuden, die dem legendären Wikingerüberfall zum Opfer fielen, finden sich leider nicht mehr auf Lindisfarne.

Nach einem Picknick in den Autos erkundete jeder Lindisfarne für sich selbst und da es ja schließlich Ende Juni war und man sich ja wohl vom Wetter nicht vorschreiben lassen kann, was man tun kann, entschlossen sich vier von uns, ein Bad im (sehr) kühlen Nass des Meeres zu nehmen. Andere waren nicht so abenteuerlustig und erkundeten lieber die kleinen Geschäfte, entdeckten einen Heuler auf den Klippen, kauften Fudge und wärmten sich in einem Café bei einer Tasse heißer Schokolade auf.

Anschließend war es Zeit die Rückreise anzutreten und keiner hätte gedacht, dass es nach der Überquerung des Watts und einem Bad im Meer noch abenteuerlicher hätte werden können. Rund 7km vor Newcastle durften wir Zeuge der Newcastle Rush Hour werden: über eine Stunde quälten wir uns durch den Stau, das Ziel so nah und doch so fern. Da wären wir zu Fuß schneller gewesen! Da dieser Abend unser letzter Abend in England sein sollte, wurde beschlossen, die erfolgreiche Exkursion gemeinsam in einem indischen Restaurant ausklingen zu lassen.

Tag 8: 1. Juli 2017 – Rückreise

Auch die schönste Exkursion geht mal zu Ende… Und so stand heute – nach kurzer Nacht, dem gebührenden Abschluss tags zuvor geschuldet – nur noch ein letzter Programmpunkt an, ehe wir mit den Autos den Weg zurück nach Manchester und dann bereits wieder (warum eigentlich schon? – was steht denn morgen auf dem Programm?) nach Hause nach München antreten sollten.

Bevor wir diesen letzten Programmpunkt bereits um 8:30 Uhr allerdings angingen, wurden wir zu allererst von Courtneys duftenden, kanadischen Pancakes samt Ahornsirup in der Hostelküche begrüßt, um gebührend nicht nur den Abschluss der Exkursion, sondern auch den 150. Geburtstag der höflichsten Nation auf Erden zu begehen. Echte Mounties und kanadische Fahnen fehlten zwar noch zur völligen Glückseligkeit, aber Courtneys Kochkünste sorgten direkt zum Tagesstart für wohlig-zufriedene, kanadische Stimmung.

England12Noch kurz das Gepäck verschnürt, und schon ging es los, ab zu den Autos und flugs nach Durham, das wir ja vor ein paar Tagen bereits „very, very carefully“ erkundet hatten. Diesmal aber sollten wir durch die nicht mit kongregierenden Absolventen gefüllte Kathedrale geführt werden, und das bereits um 9:30 Uhr. Dank einer letztendlich zu gut gemeinten Stadtrundfahrt auf der Suche nach Parkplätzen und kleiner Schönheitsfehler beim Einnehmen ebenjenes Platzes erreichten wir die Kathedrale auf Bergesspitze mit dem berufsmäßigen Viertel ‚pünktlich‘, was für eine Gruppe akademischer Exkursionisten auch nichts anderes als angemessen scheint. In diesem Fall dürfte es sogar unsere Glaubhaftigkeit verstärkt haben, war in der Kirche das Fotografieren doch allein ausgewiesenen Akademikern gegen ein Entgelt von ‚nur‘ £15 gestattet. Offenbar war die indigene Bevölkerung dieses Landes von der Furcht besessen, ihren Kulturschätzen könne durch unerlaubtes Abfotografieren die Seele entrissen werden – und so war nur Professor Heizmann mit seiner volkskundlichen Ausbildung wagemutig genug, sich auf eine solche Feldstudie einzulassen (wir warten begierig auf die Ergebnisse!). Von einer freundlichen älteren Dame wurden wir sodann auf Deutsch etwa anderthalb Stunden durch die Kathedrale geführt, die in 40 Jahren des frühen 12. Jahrhunderts im normannischen Stil erbaut wurde und unter anderem die ersten der typisch-englischen Kreuzrippengewölbe enthält, während zugleich Glasfenster in sie eingelassen sind, auf denen neumodische Computer die Schriften des Beda Venerabilis ausdrucken. Nicht weniger bedeutsam waren aber die Grabmäler von besagtem „St.“ Beda Venerabilis selbst und dem Heiligen Cuthbert von Lindisfarne, von denen wir im Laufe der Exkursion so viel und so oft gehört hatten. Letzteres bezeugte durch ihm beigestellte Zettel, dass den eingeborenen Engländern offenbar nicht allein am Seelenheil ihrer Kulturgüter, sondern auch an dem von deren Besuchern gelegen ist, und so konnte man auf diesen Zetteln ablesen „how to pray“.

Nach Abschluss der Führung lud uns ein kleines Mittelaltermärktchen im Hof des Kreuzgangs noch zum kurzen Verweilen in der Kathedrale ein, wo begierig einem Kurzlehrgang über die Kunst der Bogenherstellung gelauscht werden konnte. Dabei kam der Verdacht auf, der ein oder andere der Exkursionsteilnehmer würde wohl in Bälde in den Isarauen nach geeigneten Materialen suchen… Den Rest der freien Zeit verbrachte eine größere Gruppe von Teilnehmern dann beim erneuten Mittagessen im Studentenbistro „The Library“, das, da es diesmal nicht übervoll mit Talar-tragenden Congregation-Teilnehmern war, in der kurzen Zeit ein wohlschmeckendes Mittagessen bereitstellte. Einige Exkursionisten warfen im Anschluss noch einen kurzen Blick in die Markthalle der Stadt, ehe wir uns wieder bei den Autos einfanden und uns nach raschem Ausparken auf den etwa zweieinhalb-stündigen Weg zurück zum Flughafen in Manchester machten. Aus dem Seitenfenster zeigte England sich zum Abschluss derweil noch einmal von seiner sonnigen Seite, was die leicht durchschlagende Wehmut, nach dieser schönen Exkursion schon nach Hause zu müssen, nicht unbedingt verkleinerte. Schließlich erreichten wir aber pünktlich unsere Abflughalle und am Abend dann auch wieder München, wo wir uns zufrieden und um einige Erfahrungen reicher trennten. Mögen uns Frosty das Lama und Ghostly Graham bald wieder zum Schwelgen in Erinnerungen zusammenführen!