Nordistik
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Exkursion nach Stockholm (9.-12.12.2015)

Exkursionsbericht

09.12.2015 – 12.12.2015

Mittwoch, 09.12.2015
IMG_1789Hej Stockholm! Nach unserer entspannten Anreise in unser Hostel machten wir uns sofort auf den Weg, einen ersten Eindruck von der schwedischen Hauptstadt zu gewinnen. Bei unserem gemeinsamen Spaziergang durch Gamla stan besichtigten wir zunächst einen Runenstein, der in die Hauswand an der Ecke Kåkbrinken/Prästgatan integriert ist und wurden dort Zeugen eines langwierigen Wendemanövers in den engen Gassen. Aufgrund der nördlichen Lage wurde es sehr schnell dunkel und wir konnten die kleinen Gässchen in ihrem weihnachtlich beleuchteten Glanz bewundern. Unter anderem bekamen wir so sowohl einen Blick auf die Oper, als auch auf das königliche Schloss und das Parlament. Gegen Abend liefen wir in kleineren Gruppen durch die Stadt und fanden alle nette Orte zur Einkehr, ehe wir uns zu späterer Stunde im Pub Southside nahe unserer Unterkunft in Zinkensdamm wieder trafen, um einen Auftritt des Folk-Pop-Trios Echoes and Rhymes zu besuchen.

Donnerstag, 10.12.2015
Der Morgen des ersten Tages begann mit einem reichhaltigen schwedischen Frühstück und jeder Menge Kaffee. Im Anschluss daran teilte sich unsere Gruppe vorübergehend auf. Während der eine Teil das Nordiska Museet erkundete, bekam der andere Teil eine exklusive Führung vor und hinter den Kulissen des Schwedischen Nationaltheaters Dramaten. Wir erhielten Einblicke in mehrere Bühnen im Hauptgebäude im Dramaten und ihre historische Entstehung. Vor Beginn der Proben für Hamlet durften wir auch noch hinter die Bühne sehen und danach erhielten wir einen ausgedehnten Blick hinter die Kulissen des Theaters. Ob Kostümschneider, Perückenmacher oder die Hydraulik unter der Bühne – nach dieser Führung wussten wir gefühlt alles über Dramaten, seine Geschichte und aktuelle Schauspieler an seinen Bühnen. Der wirklich spannende Vormittag endete mit einem Gruppenfoto mit der Strindberg-Büste vor dem Theater.
Nach einer kurzen, aber wärmenden Fika spazierten wir danach durch das typisch schwedische nass-kalte Wetter am Wasser entlang Richtung Skansen. Unser Weg führte uns direkt am ABBA-Museum und dem (leider geschlossenen) Freizeitpark Gröna Lund vorbei.
Nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten in Bezug auf den Treffpunkt, trafen sich beide Gruppen vor dem Haupteingang des Freilichtmuseums Skansen, wo sich dann rege über die zwei vorausgegangenen Stunden ausgetauscht wurde. Im Anschluss daran zogen wir selbstständig los, um den großen Park zu erkunden. Es gab sehr viel zu sehen: Von alten Handwerksbetrieben wie einer Glasbläserei, einer Schreinerei und einem Bäcker, über historische schwedische Gebäude wie Bauernhöfe und Kirchen, bis hin zu einem weitläufigen Tierpark. Hier begeisterte die schwedische Flora und Fauna. Bei einer zuvor beim Bäcker erstandenen Kanelbulle bestaunten wir sämtliche Tiere (wie zum Beispiel Vielfraße und Robben).
Nach diesem Ausflug in die Natur ging es zurück ins Großstadtleben, genauer gesagt an die Universität Stockholm, wo uns Andreas Wahlberg, ein ehemaliger Gaststudent unseres Institutes, in Empfang nahm. Er vermittelte uns viele interessante Fakten über das Studieren in Schweden, speziell an der Universität Stockholm, und zeigte uns unter anderem die Universitätsbibliothek. Dort stellten wir überrascht fest, dass man nicht, wie in Deutschland üblich, leise sein muss. Wie cool ist das denn?! Wer Ruhe zum lernen braucht, kann dafür einen der vielen Ruheräume aufsuchen.
IMG_3896Dann war erst mal Freizeit angesagt, die die meisten zum Essen genutzt haben. Frisch gestärkt für den Theaterbesuch trafen sich danach alle wieder im Elverket, eine der vielen Bühnen des Dramaten. Das Stück „Beckomberga“ der schwedischen Schriftstellerin Sara Stridsberg überzeugte mit seiner authentischen Spielweise und berührte und begeisterte. Das Stück erzählt die Geschichte von Jackie und ihrem Vater, der in einer psychiatrischen Klinik untergebracht ist. Jackie, gespielt von Emma Broomé die wir während der Dramatenführung am morgen persönlich getroffen haben, lebt ihre Rolle und drückt ihre Gefühle durch Körpersprache und Mimik auf unglaubliche Weise aus. Die moderne Inszenierung nimmt das Publikum mit in die Klinik Beckomberga und lässt es auch nach dem Verlassen des Theaters nicht mehr los.


Der Rest des Abends stand zur freien Verfügung und konnte so nach Lust und Laune ausklingen, wobei die meisten erschöpft von dem ereignisreichen Tag den Heimweg ins Hostel antraten, immerhin erwartete uns am nächsten Tag wieder ein spannendes und vielseitiges Programm.

Freitag, 11. Dezember 2015
Eigentlich war es zwei Tage zu früh, doch bereits zum Frühstück bekamen wir in unserer Herberge Besuch von Lucia. Genauer gesagt von einem ganzen Zug aus kleinen Lucias, Tomten und Pfefferkuchenmännern vom Kindergarten nebenan, die uns und den restlichen Gästen, die uns altbekannten Lieder vorsangen.
Auch das Wetter war an diesmal besser als am Tag zuvor, denn die Sonne traute sich, nach anfänglichem Zögern, schließlich ganz heraus. Vielleicht hatte der verfrühte Lucia-Zug sie angelockt…
Also machten wir uns zur üblichen Zeit und im Lichte der hinter den Dächern Stockholms aufgehenden Sonne auf den Weg. Heute stand das Moderna Museet auf der Insel Skeppsholmen auf dem Plan, wo wir wieder mit der Fähre hin fuhren.
Gerade war eine beeindruckende Ausstellung von Ólafur Eliasson im Museum aufgebaut, doch natürlich fand man dort nicht nur Kunst des isländischen Künstlers. Von Raum zu Raum veränderte sich Art und Zeit der Kunstwerke. Von einem Zimmer, das ganz in gelbes Licht getaucht war, über Skulpturen aus den unterschiedlichsten Materialien, bis hin zu den Bildern von berühmten Malern wie Edvard Munch, Salvadore Dali oder Jackson Pollock, war alles vertreten.
Nachdem manche sich noch mit einer Tasse Tee oder Kaffee und etwas Gebäck gestärkt hatten, ging es auch schon weiter an einen Ort, der ganz anders war als das Museum für Moderne Kunst.
Wir machten uns auf in den Stadtbezirk Norrmalm in die Drottninggatan 85, um dort August Strindbergs ehemaliger Wohnung einen Besuch abzustatten. In dieser befindet sich nämlich seit 1973 das Strindbergmuseum, in welchem man neben der Bibliothek des Schriftstellers auch temporäre Ausstellungen sehen und des Weiteren eine Führung durch Strindbergs private Räumlichkeiten machen kann. Achtung: Museumseigene Schutzüberschuhe sind Vorschrift!!! Nach einem kurzen und interessanten Rundgang, vorbei an Bett, Schreibtisch, Familienfotos und - nicht zu vergessen – hauseigenem, originalem Klosett, wurde die allgemeine Freizeit für uns Studenten eingeläutet. Es bestand die Möglichkeit die Nachmittags-Gestaltung individuell zu nutzen und so schwärmten wir in kleineren Gruppen in die verschiedenen Himmelsrichtungen aus. Und was bitte macht man wohl als junger Student im Herzen Schwedens!? Die Frage dürfte sich wahrscheinlich von selbst beantworten: Es wurde geschlemmt und geshoppt, fotografiert und über das Leben philosophiert. Nachdem fünf Stunden wie im Flug vergangen waren, stand zum Abschluss eines gelungen Tages noch der Theaterbesuch auf dem Programm. Wir hatten das große Glück das Stück „Livläkarens besök“ von Per Olov Enquist besuchen zu dürfen. Dieses handelt von der Beziehung zwischen dem dänischen König Christian VII., seiner Frau Caroline und dem deutschen Leibarzt des Königs, Johann Friedrich Struensee. Das Stück wurde im Stadsteatern am Sergels Torg aufgeführt. Hier wäre kurz zu erwähnen, dass es rückblickend wohl mehrere Eingänge gibt… Uns bot sich eine besondere und vor allem kreative IMG_9472Darstellung der Schauspielkunst, wobei wir unser bis dato erlerntes Schwedisch gekonnt auf die Probe stellen durften. Nach der Vorstellung ging es dann für einen kleinen Teil der Gruppe zurück ins Hostel. Die restlichen Exkursions-Teilnehmer, die nach 12,5 Stunden Programm immer noch voller Tatendrang und Euphorie waren, begaben sich ins Nachtleben Stockholms und verwandelten die Nacht, bzw. sagen wir zumindest ein paar Stunden, zum Tag. Endlich im Bett wurde dann der Tag noch einmal Revue passiert und dankbar um all die wertvollen Erfahrungen in Schweden schlief man ein – mit einem Lächeln auf den Lippen, da es am nächsten Tag ja ins schöne und, was wir bis dahin noch nicht wussten, vor allem kalten Uppsala gehen sollte…

Samstag, 12.12.2015
Nach einer langen Nacht ging es für uns mit dem Zug nach Uppsala, wo sich die älteste Universität Skandinaviens befindet. Dort besichtigten wir das Gustavianum, wo es neben dem berühmten anatomischen Theater – ein überkuppelter Anatomielehrsaal unter dem Dach des Gebäudes – viele Schaukästen zur Geschichte der Universität Uppsala zu entdecken gab. Zu den Kuriositäten der Sammlung zählt der Augsburgska Konstskåpet (Augsburger Kunstschrank), der früher im Besitz des schwedischen Königs Gustav II. Adolf war. Dann zogen wir weiter zur alten Universitätsbibliothek Carolina Rediviva, in welcher der spätantike Codex Argenteus, auch genannt Silberbibel, zur Besichtigung ausliegt. Entgegen der allgemeinen Annahme, dass der Name auf den silbernen Einband zurückzuführen sei, leitet sich die Bezeichnung von der silber- und goldfarbenen Tinte ab. Einen Raum weiter hängt die Carta marina, die älteste erhaltene Landkarte der nordischen Länder (Mitte 16. JH), die bekannt ist für ihren Detailreichtum und ihre phantastischen Ausschmückungen.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen, spazierten wir durch die kühle Dezemberluft zum Dom St. Erik, dem höchsten Kirchengebäude Skandinaviens, in dem sich die Gräber von König Gustav I. Wasa und Carl von Linné befinden. Der Grund unseres Besuches war jedoch das traditionelle Lucia Konzert, das alljährlich viele Besucher anzieht. Kaum hatten wir uns die letzten freien Plätze gesichert, wurde es dunkel und eine andächtige Stille verbreitete sich in dem Gewölbe. Singend trug der Luciazug wieder Licht in das Dunkel und nach und nach verteilten sich einzelne Chorgruppen im gesamten Raum und erfüllten den Dom mit einer andächtigen Stimmung und Behaglichkeit. Vorgetragen wurden zahlreiche bekannte Lieder, die wir schon aus dem Schwedischunterricht und von den Luciafeiern unseres Instituts kannten. Begeistert von diesem Erlebnis machten wir uns in weihnachtlicher Stimmung auf den Weg zurück zum Bahnhof, ein wenig wehmütig darüber, dass wir bereits am nächsten Morgen wieder nach München abreisen würden.