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Exkursion nach Bergen 14. - 21. Februar 2009

Samstag, 14.2.

Eine müde Truppe fand sich an diesem Morgen um 5:30 Uhr am Münchner Flughafen zusammen, um die gemeinsame Reise anzutreten. Nach einem Zwischenstopp in Amsterdam befanden wir uns gegen Mittag im Landeanflug auf Bergen; bei dieser Gelegenheit konnten wir bereits einen Blick auf die spektakuläre Berg- und Fjordlandschaft um Bergen und Stavanger werfen. Wir landeten in der schneebedeckten Landschaft bei -3°C.  Einige mussten leider vorerst auf ihr Gepäck verzichten, das in Amsterdam geblieben war und am Nachmittag glücklicherweise in die Herberge gebracht wurde. Auf der Fahrt mit dem Flughafenbus ins Zentrum bekam man einen ersten Eindruck von der Stadt, deren Häuser und Straßen sich ein ganzes Stück das Tal entlang ins Hinterland erstrecken. Nachdem wir unser Ziel, die Jugendherberge Markens Gjestehus, erreicht hatte, hieß es Zimmer beziehen und Auspacken, sowie für einige Einkaufen im nahegelegenen Supermarkt, um für die kommenden Mahlzeiten vorzusorgen; zum Mittagessen gab es unter anderem Fiskekake und Fiskepudding. Die Vorbesprechung für die Oper, die wir am Abend besuchen wollten – Jon Fosses „Melancholia“ – versprach eine spannende Aufführung. Die abendliche Vorstellung war in der Grieghalle und uns wurde ein interessanter Opernabend geboten, wenn auch das Stück sehr modern und bisweilen anstrengend anmutete. Auf dem Heimweg erwartete uns frisch gefallener Schnee und danach ein Abendbrot, darauf verschwanden viele nach diesem anstrengenden ersten Tag schnell im Bett.

 

Sonntag, 15.2.Tagesausflug "Norway in a nutshell

Am Sonntag begann der Tag für uns früh, da uns ein ausgefülltes Programm erwartete. Die Norge-i-et-nøtteskall (Norwegen in einer Nussschale)-Tour sollte uns aus Bergen hinaus und in die faszinierende Fjord- und Berglandschaft Westnorwegens hineinführen. Mit Lunchpacketen ausgestattet nahmen wir den Zug bis nach Voss, wo wir in einen Bus nach Gudvangen umstiegen. Zu unserer leisen Enttäuschen versperrte uns Nebel streckenweise die Aussicht auf die tiefverschneite Landschaft. In dem kleinen Dorf Gudvangen angelangt, setzten wir unsere Reise auf einem Schiff durch das UNESCO-Weltnaturerbe, den eisbedeckten Nærøyfjord fort. Der Ausblick auf die steil abfallenden Berge und die kleinen Siedlungen am Fjordufer war trotz der tiefhängenden Wolken spektakulär. Einige der Exkursionsteilnehmer erblickten sogar Seehunde im Wasser. Nach rund zwei Stunden erreichten wir den Ort Flåm, der im Sommer von Touristen überlaufen ist, aber sich jetzt im Winter angenehm leer präsentierte. Von hier aus führt die Flåmbahn, die eine der steilsten Bahnstrecken der Welt befährt, hinauf zu dem auf 866 m gelegenen Myrdal. Zu unser aller Begeisterung war ein gesamtes Abteil für unsere Gruppe reserviert worden und das Schild mit der Aufschrift „Fjord Tours Universitet München“ am Zug wurde zum vielleicht am meisten fotografierten Objekt dieser Reise. Nach einem Fotostopp am Wasserfall Kjosfossen und einem kurzen Aufenthalt in Myrdal, das auf dem beeindruckenden Hochgebirgsplateau Hardangervidda liegt, nahmen wir die legendäre Bergensbahn zurück nach Bergen. Dort angelangt hatten wir den restlichen Abend frei, was viele für ein Nickerchen oder zur weiteren Stadterkundung nutzten.  

 

Montag, 16.02.

Aussicht von FløyenEinige nutzten den Tag, um die Stadt zu erkunden und mit der Fløybahn (Fløybanen) auf den Berg Fløyen zu fahren, von dem man eine wunderbare Sicht auf die Stadt hat. Ein anderer Teil der Gruppe ließ den Tag (aufgrund leichten Schlafmangels) ruhig angehen und machte sich nach dem Frühstück erst einmal gemütlich auf in die Stadt. Nach Shopping, Kaffeetrinken in einem der gemütlichen Cafés und einem ausgedehnten Spaziergang durch die schöne Altstadt Bergens - natürlich immer mit gezücktem Fotoapparat - ging's zurück ins Gjestehus.
Zum gemeinsamen Abendessen gab es die norwegische Spezialität "Rømmegraut" (Sauerrahmbrei) mit Zimt und Zucker und Fenalår/Schafsschinken.
Am Abend war ein Besuch im Theater "Den nationale scene" angesagt, wo wir das Stück "Hedda Gabler" von Henrik Ibsen gesehen haben.
Nach der doch etwas schwierigen Oper vom Samstag abend war dieses Theaterstück ein Treffer ins Schwarze! Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv und das Stück schien allen recht gut gefallen zu haben. Eine moderne Interpretation mit super Schauspielern und - nicht ganz unwesentlich für uns - leicht zu verstehen. Ein rundum gelungener Abend!
Zurück in unserer Unterkunft klang der Abend dann unterschiedlich aus. Die einen kuschelten sich ins Bett, während die anderen den Tag gemeinsam bei einem kühlen Bergenser Bier Revue passieren ließen.

 

Dienstag, 17.02.

Nach einem frühen Frühstück machte sich die Gruppe mit dem Bus auf den Weg zum Troldhaugen, dem früheren Wohnort Edvard Griegs, der ca. 10 Kilometer von Bergens Zentrum entfernt liegt. Am Troldhaugen angekommen, wurden wir zunächst über das Außengelände geführt, wo wir einen Einblick in Griegs Komponistenhütte bekamen und sein Grab sehen durften. Zudem wurden wir von unserem netten und sehr engagierten Führer in die Villa begleitet, welche Edvard Grieg und seiner Frau 22 Jahre lang als Sommerhaus diente und das noch immer viele Originalfotografien und Möbel beinhaltet. Schließlich durften wir uns in der neu erbauten Konzerthalle wieder aufwärmen und bei Musik von Grieg und einer Brotzeit den tollen Ausblick genießen.
Anschließend ging es wieder zurück ins Zentrum, für einige mit einem Zwischenstop an der Fantoft Stabkirche, wo wir noch ein wenig freie Zeit hatten, bevor es wieder mit dem Bus auf die Insel Flatøy, ca. 30 Kilometer von Bergen entfernt, ging.
Dorthin hatte uns Irenes Schwester Jorunn Undheim Eide zu einem traditionellen norwegischen Essen eingeladen: Pinnekjøtt (Lammrippchen) mit Kålrotstappe (Kohlrübenmus) und Raspeballer (Kartoffel-Mehl-Klöße) wurden von allen begeistert probiert und machten diesen Abend zu einem besonderen Erlebnis, das sich auch die örtliche Zeitung, vertreten durch einen neugierigen Reporter, nicht entgehen ließ.

 

Mittwoch, 18.02.

Am Mittwoch hieß es: Zurück in die Schule. Zusammen mit den norwegischen Schülern gingen wir, die deutschen Studenten, früh morgens in die Danielsen Videregående Skole. Dieses Gymnasium ist eine christliche Privatschule, was in Norwegen eher eine Ausnahme ist. Wir nahmen am Unterricht in verschiedenen Klassen teil, und erfuhren so, wie der Unterricht an norwegischen Schulen abläuft.Die charakteristischen Hanse-Häuser Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern schien sehr gut zu sein, die Unterrichtsatmosphäre war locker aber doch konzentriert.
Nach 3 Unterrichtsstunden - unterbrochen von einer Andacht über die Lautsprecher - machten wir mit den Lehrern Mittagspause im Lehrerzimmer. Wir berichteten von unseren Unternehmungen in Bergen und Umgebung, und unterhielten uns über die Unterschiede zwischen dem norwegischen und dem deutschen Schulsystem.
Nachmittags entdeckten wir die Geschichte der Stadt Bergen, indem wir das Bryggen Museum besuchten. Hier sahen wir die Überreste der ältesten Bebauungsschichten der Stadt, alte Schädel, die von den großen sozialen Unterschieden im Mittelalter zeugten, und Runeninschriften, die belegten, dass in Bergen überdurchschnittlich viele Menschen lesen und schreiben konnten, als dies anderswo in Europa noch kaum verbreitet war.

 

Donnerstag, 19.02.

Am Donnerstag stand  ein Besuch an der Uni in Bergen auf dem Programm.  Nach einem kleinen Spaziergang bergauf nahmen wir zuerst am Deutschunterricht teil. Hier informierten zwei von uns Münchner Studenten über das deutsche Hochschulsystem. Anschließend hatten wir in kleinen Gruppen zu je zwei norwegischen und zwei deutschen Studenten die Möglichkeit, über die Unterschiede zwische dem Studentenleben in Bergen und in München zu sprechen.
Nach der Mittagspause in der wunderschönen Cafeteria hörten wir einen Vortrag über die Möglichkeiten, als ausländischer Student in Bergen zu studieren. Da die LMU eine Erasmus-Kooperation mit der UiB hat, ist dies kein Problem.
Anschließend hörten wir einen Vortrag von Ingrid Nymoen über Jon Fosse, insbesondere über sein Werk "Det er Ales".  Besonders interessant war dieser Vortrag für uns, da wir bereits am Sonntag die Opernfassung von Fosses "Melankolia" gesehen hatten.
Nach diesem Programm war unser Besuch an der UiB somit beendet, und alle waren vor allem mit der guten Organisation und abwechslungsreichen Gestaltung des Tages an der Uni zufrieden; besonders spannend war es für die meisten, im Rahmen der Vorträge verschiedene norwegische Dialekte zu hören.
Zur typisch norwegischen Zeit um 15:30 aßen wir middag in der großen Mensa.
Am Abend waren wir mit den norwegischen Germanistikstudenten verabredet, von denen allerdings leider nur drei auftauchten. Zusammen gingen wir in das zentral  gelegene Café Opera auf ein – wieder typisch norwegisch – Bier für über 6 Euro .

 

Freitag, den 20.02.Die charakteristischen Hanse-Häuser

Am Freitag, den 20.02., sind wir nach dem Frühstück, zum Hanseatischen Museum aufgebrochen, das sich in einem der hanseatischen Häuser an der Brygge befindet. Die Führung startete im Erdgeschoss, wo wir die Lagerräume sehen konnten, in denen der Tørrfisk bis zur weiteren Verschiffung in die Handelsstädte aufbewahrt wurde. Neben einem von der Decke herabhängenden „Kongetorsk“ konnten wir uns vom Tørrfisk ein Bild machen, indem unsere Museumsführerin einen getrockneten Dorsch herumreichte. Anschließend gingen wir in die oberen Etagen, um die vornehmen Kontorräume der Handelsmänner, sowie die kleinen kalten und einfachen Schlafräume der jungen Arbeiter zu sehen.
Nachdem die interessante Führung durch das Hanseatische Museum zu Ende war, hatten wir etwas Zeit, um die nahe gelegene Mariakirke zu besuchen. In dieser Kirche wurden bis in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts die Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten. Besonders eindrucksvoll erschien uns hier die unglaublich kunstvoll geschnitzte Kanzel im vorderen Teil der Kirche.
Von der Mariakirke gingen wir direkt zum Holmen, dem ehemalige Königshof Bergens mit den mittelalterlichen Steinbauten Håkonshallen und Rosenkrantztårnet.
Aussicht vom RosenkrantzturmDort erwartete uns eine interessante Führung durch die Bauten mit einer ausführlichen Beschreibung der königlichen Herrschaftsgeschichte in Bergen. Von der „Terasse“ des Turms hatten wir einen herrlichen Blick auf Vågen und die Schiffe. Ganz besonders freute uns der Blick auf das Segelschiff Statsraad Lehmkuhl, den Stolz Bergens, das gerade wieder in Bergen vor Anker lag, was nicht immer der Fall ist. Zum Abschluss besuchten wir den Teil des Areals, wo einmal die Kristkirke, der ehemalige Dom, stand. Dort war die königliche Begräbnisstätte, bei der neben zahlreichen Königen auch die Schutzheilige Bergens, Sankta Sunniva, beerdigt worden sein soll. Heute erinnert dort eine Statue an sie.

 

Samstag, 21.2.

Auch an diesem letzten Tag in Bergen hatte das Wetter keine Gnade mit uns – im Gegenteil: es schüttete. Nach dem Frühstück wurden die Zimmer geräumt und das Gepäck in einem Hinterzimmer verstaut, dann blieb noch einmal Zeit, etwas auf eigene Faust zu unternehmen, wie zum Beispiel einen Besuch des Naturhistorischen Museums. Nach einem Reste-Mittagessen machten wir uns auch schon auf den Weg zum Flughafen. Der Rückflug verlief problemlos bis auf die Tatsache, dass bei der Ankunft in München wieder einige ohne Gepäck dastanden.

Auch wenn das Wetter nicht immer mitgespielt hat: Bergen war wirklich einen Besuch wert, und  seine Atmosphäre, die Geschichte, seine Sehenswürdigkeiten, zusammen mit den interessierten Teilnehmern, haben die Exkursion zu einem sehr schönen und lehrreichen Erlebnis gemacht.
Die Exkursion ist dank einer grosszügigen finanziellen Unterstützung durch die Studiengebühren und von SIU (Senter for internasjonalisering av høgre utdanning) ermöglicht worden, wofür alle Teilnehmer sich sehr herzlich bedanken möchten.

 

Irene Undheim Karrer

Studenten, die an der Exkursion in Bergen teilnahmen und das Tagebuch verfasst haben:

Anna Rühl, Kerstin Gierlich, Eva Rinke, Eva Eckinger, Cristina Miron, Simone Reill, Petra Dinnebier, Julia Eberlein, Verena Rapolder, Felicitas Sörensen, Marie Banck, Vilte Vanagaite, Simone Schürmann und Regine Kauf.

Teilnehmer