Exkursion auf die Färöer 21.-28.5.2010

Nach tagelanger Ungewissheit, ob nicht doch isländische Vulkanasche und Wind aus der falschen Richtung unsere Exkursionspläne vereiteln, treffen wir – 16 Exkursionistinnen – uns frühmorgens am Münchner Flughafen und stellen mit Erleichterung fest, dass bislang keine Flüge abgesagt wurden. Dafür hat unser Flug nach Kopenhagen Verspätung und die versprochene Reihe 34 fehlt, aber schließlich bekommen doch alle einen Sitzplatz. In Kastrup müssen wir uns ohnehin beeilen, weil das Gepäck aus- und wieder eingecheckt werden muss, und als dann ein Koffer fehlt, bleibt nicht einmal Zeit, der Sache nachzugehen – es geht mit nur 13 Koffern und zwei Rucksäcken weiter.
Das Flugzeug, das uns auf die Färöer bringen soll, ist einerseits beruhigend groß, andererseits werden wir gleich mit weniger beruhigenden Durchsagen begrüßt: Vágar liegt, wie so oft, in dichtestem Nebel – eigentlich unmöglich zu landen, dennoch fliegen wir los. Der Pilot macht uns Hoffnung auf Wind und eine bessere Sicht in zwei Stunden. Alternativ würden wir eben in Stavanger oder Reykjavík landen – solche und ähnlich nützliche Informationen erhalten wir von äußerst gesprächigen färöischen Sitznachbarn, darunter auch Polit-Prominenz. Hier kündigt sich an, was wir auf den Färöern immer wieder erfahren werden: Man trifft häufiger auf bekannte und zumeist auf sehr freundliche Menschen.1 Zu unserer Erleichterung glückt der auch als solcher angekündigte Landeversuch, wir werden von ausgeprägtem Fischgeruch empfangen. Die erste Touristenfalle umgehen wir souverän2 und steigen, anstatt uns von zwielichtigen Taxifahrern nach Tórshavn bringen zu lassen, doch in den vergleichsweise preisgünstigen Linienbus. Auf der eine gute Dreiviertelstunde dauernden Busfahrt sammeln wir erste Eindrücke: viel Grün und Grau, Austernfischer, Schafe, Gewächshäuser. Die Freude am Schaf wird verstärkt durch dänische Mitreisende, die ihrer Begeisterung lautstark Ausdruck verleihen.
Schließlich erreichen wir den Hafen von Tórshavn und ziehen als Kofferkarawane zu unserer Unterkunft. Allerdings ist die Rezeption unbemannt, und wir stiften Bekanntschaft mit dem Phänomen des Call a Färöer: ein Anruf, und „et øjeblik“ später können wir unsere Zimmer beziehen. In Gruppen und Grüppchen wird anschließend die Hauptstadt erkundet oder auch nur ein nahegelegenes Café. Gestärkt kaufen wir im Supermarkt um die Ecke ein – die Suche nach Schafsköpfen und anderen färöischen Spezialitäten ist wenig erfolgreich –, tragen unsere Beute nach Hause und kochen Nudeln ohne Schaf. Nachdem für den nächsten Tag der Abmarschzeitpunkt auf kurz vor 10 festgelegt wurde, erfährt der restliche Abend wieder eine individuelle Ausgestaltung – wobei der helle Himmel eher zu weiteren Erkundungsgängen einlädt als zum Schlafen.

Nach unserer ersten Nacht im Hostel trafen wir uns ab acht Uhr zum ersten gemeinsamen Frühstück im Speisesaal. Das Buffet hielt für jeden etwas bereit, besonders die (zu weich bzw. zu hart, je nach Vorliebe) gekochten Eier erfreuten sich großer Beliebtheit und wurden nach ihrem Verzehr von Franzi G. zu ansehnlichen Türmchen gestapelt. Rätsel gaben uns die "isländischen Färinger" durch ihre nicht zu identifizierende Sprache auf. (Am Ende tendierten wir zu Isländern.)
Frisch gestärkt brachen wir anschließend zu der literarischen Stadtführung mit Gunnar Hoydal auf. Sein „Blandinavisch“ (er selbst bezeichnete seine Sprache als „nordisch“) war für uns alle recht gut zu verstehen – bis es gegen Ende immer mehr ins Dänische überging. Wir gingen durch viele kleine Gässchen mit vielen kleinen Häuschen, unter anderem sahen wir das Haus, in dem Barbara mit ihrer Mutter gewohnt hatte. Es war sehr spannend, die Schauplätze des Romans und besonders die realen Distanzen (im Buch hatte immer alles so groß gewirkt) kennenzulernen.
Nach der Führung hatten wir Gelegenheit, uns im Touristenbüro mit Souvenirs und Postkarten einzudecken, bevor wir uns zum Mittagessen (Nudelsalat und Butterbrote) in der Gemeinschaftsküche trafen.
Draußen warteten schon Karlon und seine Freunde mit ihren Taxen auf uns, um uns nach Kirkjubøur zu fahren. Vor der alten Olavskirche wurde das Referat über Kirkjubøur gehalten – so lange bis Prof. Poulsen3 hinzukam und den Vortrag übernahm. Er war von Karlon verständigt worden und teilte nun bereitwillig sein Wissen mit uns (diesmal auf Deutsch). Besichtigt wurden die Olavskirche (die einzige Kirche ohne Orgel auf den Färöern) und die Domruine (Magnuskathedrale); das Museum wurde nur für einen Toilettengang in Anspruch genommen.
Anschließend brachen wir zu unserer ersten Wanderung (auf den Spuren von Hr. Poul) auf.

Abends wurden wir von unserer Kochgruppe mit (nach Frau Heitmann "geschmacksneutralem") Bohneneintopf bekocht, der durch nicht wenig Curry seiner Geschmacksneutralität beraubt wurde.
Danach saßen wir im Speisesaal gemütlich bei Wein zusammen und hörten zwei weitere Referate (Balladen und Kettentänze sowie Geographie und Wirtschaft). Die praktische Umsetzung der Tänze und des Balladensingens erfolgte mit Flóvin Bænadiktsson, von Hanna auf Film (bzw. Speicherkarte) gebannt.
Als es schließlich nicht dunkel wurde, sind wir schlafen gegangen.
Sonntag, 23.Mai 2010
Heute galt es das färöische Archipel mit dem Auto zu erkunden! Obwohl Pfingstsonntag war, standen uns zwei Mietautos Dank des Organisationstalents unserer Dozentinnen zur Verfügung. Mit einer geringen Verspätung konnte unsere Entdeckungsreise um ca. 10.30 Uhr starten. Auf dem Weg zu unserem heutigen Zielort Gásadalur, der westlichsten Ortschaft auf der Insel Vágar, sollten uns viele interessante und imposante Plätze erwarten. Wunderschöne Fjord- und Vulkanlandschaften sowie zahlreiche herabstürzende Wasserfälle begleiteten unseren Weg nach Sandavágur, das während der Wikingerzeit auf den Färöern gegründet wurde. Alle Blicke zieht das ausdrucksstarke Kirchenbauwerk, das direkt an der Bucht liegt


Montag, 24.Mai 2010
An unserem zweiten Tag mit Kleinbussen begleitete uns leider den ganzen Tag über schlechtes Wetter in allen Variationen: von starkem Wind mit Regen über Schneeregen bis zum Hagelschauer wurde nichts ausgelassen. Nichtsdestotrotz machten wir uns nach dem Frühstück um 10 Uhr auf zu den Nordinseln.
Im äußersten Nordwesten von Eysturoy, der zweitgrößten Insel des Archipels, befindet sich Eiði. Östlich des Ortes erhebt sich mit 882 Metern der höchste Berg der Färöer, der „Slættaratindur“. Da jedoch Schnee auf diesem lag, konnte die geplante Besteigung des Berges leider nicht stattfinden. Nördlich von Eiði sind der Nordküste zwei große berühmte Basaltsäulen mit dem Namen „Risin og Kellingin“ (=der Riese und das Weib) vorgelagert, die wir von einem geeigneten Aussichtsplatz mit Fernrohr aus betrachten konnten. Die beiden Steinsäulen wirken vor der Steilküste beinahe zierlich, sind aber jeweils circa 80 Meter hoch; zudem rankt sich eine Sage um „den Riesen und das Weib“.
Danach fuhren wir weiter nach Gjógv, das an der Nordostküste Eysturoys liegt, wobei uns die Straße am „Slættaratindur“ entlang vorbeiführte. Nach einem (aufgrund des Regens) kurzen Spaziergang durch den Ort, suchten wir schließlich das Café Gjáargarður auf, wo wir uns mit Kaffee, Tee und leckeren Pfannkuchen aufwärmten. Im oberen Stockwerk des Cafés wurden

In Oyndarfjørður wurden wir bedauerlicherweise gleich zwei Mal enttäuscht: Die sogenannten "Rinkusteinar" (=Rocking-Stones) – zwei Felsen, die sich mit den Wellen bewegen sollen – stellten sich als nicht-existent heraus, zudem blieb uns auch der Zutritt zur Kirche (ebenfalls typisch mit Grasdach) dort verwehrt. Nach kurzer Abwägung des Zeit-Weg-Aufwands beschlossen wir, die Fahrt nach Klaksvík, welche die zweitgrößte Stadt der Färöer und Zentrum der Nordinseln ist, doch nicht mehr auf uns zu nehmen. Auf unserer Rückfahrt nach Torshávn machten wir allerdings noch zwei sehr lohnenswerte Abstecher. Die Fahrt nach Saksun, das bereits wieder an der Westküste im Norden der Hauptinsel Streymoy liegt, führte durch das lange wunderschöne Saksuntal mit seinen Wasserfällen, auf dem wir ebenso konzentriert auf die Schafe, die die Straße passierten, achtgeben mussten. Das malerische Saksun liegt inmitten einer Talschneise zwischen grünen Hügeln eingebettet, und wären wir nicht von plötzlich einsetzendem Hagel überrascht worden – wir wären sicher länger dort verweilt.
Kvívík mit seinen zwei ausgegrabenen Langhäusern, die belegen, dass der Ort seit der Wikingerzeit auf den Färöern bewohnt ist, statteten wir zuletzt auch nur einen kurzen Besuch ab, weil der Regen gar nicht mehr enden wollte. So erreichten wir zeitig unser Quartier in Torshávn und ließen den Abend gemütlich beim Abendessen und dem ein oder anderen Glas Wein ausklingen.
Dienstag, 25. Mai 2010

Der Abend klang schließlich in einer gemütlichen Runde mit informativen Referaten aus.
Mittwoch, 26. Mai 2010
Nach dem wunderbaren Frühstück im Hostel hatten wir den Vormittag zur freien Verfügung. Dies haben einige genutzt, um sich mit Souvenirs einzudecken, bzw. um einzukaufen.Mittags ging es dann nach Nólsoy, welche etwa 20 Minuten mit der Fähre von Tórshavn entfernt liegt.


Donnerstag, 27.05.10

Das Kernstück und damit auch der interessanteste Teil der Ausstellung war das mittelalterliche Kirchengestühl der Olafskirche, doch es gab auch andere spannende Dinge wie färöische Trachten zu sehen. Dann ging es mit dem (glücklicherweise nüchternen) Taxifahrer zurück zur Jugendherberge.
Von dort aus liefen wir mit Sack und Pack zur Bushaltestelle und fuhren mit dem Bus zum Flughafen, wo Frau Heitmann noch letzte Gruppenfotos schoss, auf denen wir alle traurig aussehen sollten (was allerdings nicht recht gelang).
So verließen wir schweren Herzens die Färöer. Der Flug verlief diesmal bei strahlendem Sonnenschein völlig problemlos, außerdem hatten wir mit der Band „Faroe 5“ auch noch Prominenz an Bord.
Als wir in Kopenhagen ankamen, bezogen wir zunächst unser Quartier in einem Hotel, dessen Zimmer den Charme einer Koje hatten, und in denen wahlweise 3 oder 4 Personen in abenteuerlichen Bettgebilden mit Leiterkonstruktionen schlafen sollten.
Nach einem kurzen Stadtrundgang bekamen wir ein feines letztes Abendessen: vegetarisches All-you-can-eat-Buffet und Eiswasser!
Als alle mehr als gesättigt waren, kehrten wir grüppchenweise zum Hotel zurück; der Großteil der Gruppe versammelte sich dann in einem der ca. 10 m² großen Zimmer, in dem wir zu zehnt den letzten Abend verbrachten.
Das Ende einer rundum gelungenen Exkursion!
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1 Wie bspw. den Linguistik-Professor Jóhan Hendrik W. Poulsen oder unseren Lieblingstaxifahrer Karlon. Auf dem Rückflug haben wir die Ehre, mit den Popgrazien von Faroe 5 zu reisen.
2 Anders als später die sogenannten „Rocking Stones“, die sich einfach nicht bewegen wollen.
3 Prof. Jóhan Hendrik Winther Poulsen (* 20. Juni 1934 in Sumba, Färöer; emeritierter Professor für nordische Sprachen, speziell Färöisch und Altnordisch)