Nordistik
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Schweden: Axevalla 2014

Am See

Jedes Jahr bietet das Svenska Institutet mehrere Sommerkurse in ganz Schweden an. Diese dauern in der Regel zwischen drei und vier Wochen und sich für einen zu bewerben ist relativ simpel: Für den Kurs, der einen am meisten anspricht, füllt man ein Anmeldeformular aus und schickt dieses mit einem – in der Regel verlangtem – ein- bis zweiseitigen Motivationsschreiben per E-Mail an die gewünschte Folkhögskola. Dieses Motivationsschreiben muss auf Schwedisch und ohne mithilfe von Dritten verfasst werden. Falls man das Glück hat und ein Stipendium des SI erhält, muss man lediglich die Anreisekosten aus eigener Tasche bezahlen.

Alles andere wird einem finanziert. Natürlich sollte man aber trotzdem genug Kronen, oder noch besser eine Kreditkarte mit in den Norden mitnehmen, immerhin möchte man sich ja ein paar Souvenirs kaufen oder zumindest ein paar der leckeren Godis bei ICA, Kvantum und Co. Wird man genommen, gibt es in der Regel frühzeitig eine Gruppe auf Facebook, in welcher man schon Wochen vor Beginn des Kurses die anderen Teilnehmer kennenlernen und sich mit ihnen austauschen kann. Dies ist sehr praktisch, da man auch in Erfahrung bringen kann, mit wem man sich bei der Anreise eventuell zusammen tun könnte.

SchulgeländeUntergebracht wird man direkt in der Folkhögskola. Man darf sich eine solche allerdings nicht wie eine deutsche Volkhochschule vorstellen. Im Falle der Axevalla Folkhögskola wurde eine ehemalige Militäranlage zu einem modernen Campus umfunktioniert. Da man in der Regel mit mehreren Kursteilnehmern zusammen in einem der Gebäude untergebracht ist, entsteht ein wenig das Gefühl eines WG-Lebens. Doch keine Bange: Jeder hat sein eigenes Zimmer! Auch um die Verpflegung muss man sich keinerlei Sorgen machen, denn das freundliche Personal serviert täglich frische und vor allem leckere Mahlzeiten. Und davon nicht zu wenig! Spätestens am dritten Tag kennt man kein Hungergefühl mehr, da man eigentlich ständig zum Speisesaal wandert.

Während des Kurses hat man einen festen Stundenplan und muss auch Hausaufgaben machen. Im Unterricht werden unterschiedliche Bereiche des Schwedischen vertieft, wie zum Beispiel das Lese- und Schreibevermögen, sowie die Grammatik und ganz besonders die Aussprache. Um auch intensiv üben zu können, werden die Teilnehmer in etwa gleich große Gruppen aufgeteilt. Jede dieser Gruppen hat aber dieselben Lehrer und Unterrichtsinhalt, nur in einer unterschiedlichen Reihenfolge am Tag. Doch auch außerhalb des Klassenzimmers lernt man die Sprache, die Leute, die Natur und die Kultur Schwedens besser kennen. So unternimmt man viele Ausflüge, entweder in die nähere Umgebung, aber auch ganztägige Exkursionen wie im vergangenen Kurs an den Vänern-See oder nach Göteborg finden statt.

Trotz des vielen Unterrichts hat man genug freie Zeit, die man mit seinen Kurskameraden genießen kann. Die Schule verfügt über eine Turnhalle mit kleinem Fitnessstudio, sowie einer frei zugänglichen Sauna und einen Fußballplatz. Knapp zehn Minuten von der Schule entfernt befindet sich ein See, in dem man nach dem Unterricht entweder schwimmen - oder falls zu kalt - zumindest die Seele baumeln lassen kann. Auch kann man in der kleinen idyllischen Parkanlage der Schule selbst entspannen. Ein weiteres Highlight ist wohl der eigene Kinosaal im Schulhaus, der sich hervorragend für gemeinsame Filmabende eignet. Falls man einen Führerschein besitzt, sollte man diesen mitnehmen, denn die Schule verfügt über zwei Kleinbusse, mit denen man auch gerne auf eigene Faust die Gegend in Västergötaland erkunden kann. Wenn man anstatt vier Rädern lieber auf zwei unterwegs ist, ist das auch kein Problem, da auch einige Fahrräder vorhanden sind. In fast jedem Gebäude gibt es einen Fernseher, Musikinstrumente, Brettspiele oder einen Billardtisch, an dem nicht selten spannende Partien gespielt werden können. Natürlich gibt es auch gruppengemeinsame Veranstaltungen wie beispielsweise Talentshows, gemeinsames Backen oder das Feiern des Midsommarfestes.

KlassenzimmerDie Atmosphäre im Kurs war stets klasse. Auch war das Verhältnis zwischen den Kursteilnehmern und den Kursleitern durchgehend sehr locker und viel mehr kameradschaftlich als streng pädagogisch. Da solche Kurse für Interessierte weltweit sind, lernt man Leute der verschiedensten Nationen kennen: Von Frankreich und Italien, über die Niederlande und Belgien, Weißrussland oder Polen bis hin zu Amerika, Mexiko oder sogar Südkorea – so ziemlich alles ist vertreten! Selbst wenn es in mancher Situation wohl leichter wäre auf Englisch zu kommunizieren, versucht man stets sein Schwedisch anzuwenden. In der Regel sind auch immer ein paar andere Deutsche mit im Kurs, doch auch diese bemühen sich darum untereinander Schwedisch zu sprechen.

Für mich persönlich war es ein unglaubliches Erlebnis, Leute aus allen Ecken der Welt kennenzulernen und mit ihnen knapp drei Wochen in meinem Lieblingsland verbringen zu dürfen. Auch bin ich der Meinung, dass ein solcher Kurs den multikulturellen Austausch, sowie den internationalen Zusammenhalt stärken kann.
Wenn man am Überlegen ist ein Auslandsjahr in Schweden zu verbringen, ist ein Sommerkurs denke ich eine gute Möglichkeit um ein wenig in diese Ebene hinein zu schnuppern. Doch auch so ist die Teilnahme an solch einem Kurs auf jeden Fall eine Überlegung wert. Man erlebt und lernt einfach so viel, nicht nur über Schweden und die schwedische Sprache sondern auch über sich selbst. Desweiteren lernt man neue Freunde kennen und kann Verbindungen fürs Leben knüpfen.
Für mich war dieser Kurs eine unglaubliche Erfahrung. Dieser Sommer in Axvall war wohl einer der schönsten, die ich je erlebt habe und ich werde immer mit einem Lächeln an diese Zeit zurück denken. Aus diesem Grund kann ich es nur empfehlen, sich für einen Sommerkurs an der Axevalla Folkhögskola – oder anderswo in Schweden – zu bewerben.

Laura Seidl

Tanz um die Mittsommerstange