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Schweden: Stockholm 2025

Neunwöchiges Praktikum am Goethe-Institut in Stockholm

Im Rahmen meines Masterstudiums der Skandinavistik absolvierte ich ein neunwöchiges Praktikum am Goethe-Institut in Stockholm. Ziel war es, meine Kenntnisse in Kultur, Literatur und Sprache praxisnah einzusetzen. Das Praktikum fand von Ende Januar bis Ende März 2025 statt und bot mir wertvolle Einblicke in die internationale Kulturarbeit.

Die Vorbereitungen begannen bereits im Frühjahr 2024. Nach meiner Bewerbung im März und einem Vorstellungsgespräch im April erhielt ich die Zusage. Dank einer Kontaktliste des Instituts konnte ich unkompliziert eine zentrale Unterkunft finden – ein kleines, möbliertes Studio mit Balkon und eigenem Bad. Auch organisatorische Fragen, wie Versicherungen, ließen sich mit Hilfe des DAAD leicht klären.

Das Goethe-Institut in Stockholm ist die größte Niederlassung in Skandinavien und besteht aus drei Abteilungen: Sprache, Verwaltung sowie Literatur, Bibliothek, Kultur und Veranstaltungen – letzterer war ich zugeteilt. Der Arbeitsplatz befand sich im vierten Stock eines Gebäudes, das sich das Institut mit dem spanischen Instituto Cervantes teilt. Die Arbeitszeit lag zwischen 8:30 Uhr und 17:00 Uhr.

ina sthlmZu meinen alltäglichen Aufgaben gehörten Recherchen zu zukünftigen Veranstaltungsthemen, Social-Media-Marketing sowie Textproduktion, Korrekturen und Übersetzungen. Einmal pro Woche übernahm jede Praktikantin zudem drei Stunden Bibliotheksdienst, was das Unterstützen von Besucher:innen bei Buchausleihen, Neu-Anmeldungen oder allgemeinen Fragen beinhaltete. Außerdem organisierte das Goethe-Institut etwa alle zwei Wochen öffentliche Veranstaltungen – von Podiumsdiskussionen zur Kulturpolitik über Vorträge zu deutschen Autor:innen und deren Rezeption in Schweden bis hin zu einem Vortrag über Rave-Kultur und die sterbende Clubszene. Diese Veranstaltungen fanden meist am frühen Abend statt und wir Praktikant:innen waren für Logistik und Catering zuständig. Die Arbeitsatmosphäre war insgesamt sehr angenehm; alle Kolleg:innen und Vorgesetzten waren kommunikativ, offen und freundlich. Trotz des deutschen Hintergrunds der Institution war der Umgang ganz nach schwedischem Prinzip: flache Hierarchien, offene Kommunikation auf Augenhöhe. Wir wurden ermutigt, an allen Meetings teilzunehmen, und Fragen wurden jederzeit gern beantwortet. Sogar ein Tag zur Hospitation an der deutschen Botschaft in Schweden wurde von der Institutsleitung organisiert – eine spannende Gelegenheit, um diplomatische Arbeit kennenzulernen.

Trotz meiner Arbeitsverpflichtungen blieb genug Zeit, die Stadt zu erkunden. Stockholm bietet eine Vielzahl an ina iMuseen, Cafés, Sportmöglichkeiten und Ausflugszielen. Ich nutzte die Wochenenden für Tagestrips nach Uppsala, Linköping und sogar für einen Kurztrip nach Helsinki. Auch soziale Kontakte kamen nicht zu kurz: Durch Besuche von Freund:innen, Treffen mit anderen Praktikant:innen oder Plattformen wie Bumble Friends fand ich schnell Anschluss. Dennoch stellte ich fest, dass es nicht leicht ist, tiefere Kontakte zu schwedischen Einheimischen zu knüpfen – besonders bei einem kurzen Aufenthalt.

Finanziell kam ich mit meiner Aufwandsentschädigung von 450 € und dem Erasmus+-Zuschuss von 750 € gut über die Runden. Insgesamt waren die Lebenshaltungskosten in Stockholm nicht wesentlich höher als in München, insbesondere durch den vorteilhaften Wechselkurs.

Zusammenfassend war mein zweimonatiges Praktikum am Goethe-Institut in Schweden eine positive Erfahrung. Das Team war sehr freundlich, respektvoll und unterstützend. Ich hätte mir allerdings mehr Gelegenheiten gewünscht, aus meiner Komfortzone auszubrechen. Die Arbeitsabläufe waren eher starr, und finanzielle Kürzungen in den letzten Jahren schränkten neue Projekte und Initiativen ein. Nichtsdestotrotz würde ich ein Praktikum am Goethe-Institut in Schweden allen empfehlen, die sich für die Institution und Kulturarbeit interessieren.

Ina Timm