Nordistik
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Neuerscheinungen des Instituts

2024 erschienen:

  • Saskia Klose: Crossdressing in der altnordischen Literatur
Von der Verkleidung eines Gottes als Braut bis zu Königstöchtern in Ritterrüstungen: Crossdressing ist ein über die verschiedenen Gattungen der altnordischen Literatur weit verbreitetes Motiv. Zu seinen Manifestationen gehören Verkleidungen, die für die Haupthandlung einer Erzählung relevant sind, ebenso wie gewitzte bis tragische Verwirrspiele, abenteuerliche Fluchtepisoden und kämpfende Schildmaiden. Die Analyse der Beispiele im Hinblick auf Verkleidungsarten, Verhalten im Zusammenhang mit Crossdressing, Beweggründe und Folgen sowie üblicherweise mit Crossdressing verbundene literarische Motive zeigt Mängel der bisherigen Forschung auf und plädiert für offenere Interpretationen unter Einbezug aktueller Erkenntnisse zu Geschlechterfragen.
Dieser Band bietet kompetent und unterhaltsam einen Überblick über Geschichte und Geschichten der Elfen und Feen von ihren Ursprüngen in keltischen und nordischen Mythen bis in die Welt der isländischen "Elfenbeauftragten" und von Harry Potter. Mal verstörende, mal zauberhafte Begegnungen mit Naturgeistern oder Gestalten wie etwa den Herrinnen von Avalon (Artussage), mit Elrond und Galadriel (Herr der Ringe), Titania und Oberon (Mittsommernachtstraum) oder auch Peter Pan verheißen Abenteuer und Lesevergnügen. Zugleich wird deutlich, wie jede Epoche ihre eigenen Feen und Elfen hervorgebracht hat – und in den sich wandelnden Vorstellungen vom Übernatürlichen erkennen wir die Ängste und Sehnsüchte der jeweiligen Zeiten bis in unsere Tage.

 

2023 erschienen:

Táin Bó Cúailnge – Der Rinderraub von Cúailnge ist der berühmteste Text des irischen Mittelalters, Cú Chulainn, der zentrale Held dieses Textes und vieler anderer im Band versammelter Erzählungen, der irische Held schlechthin: edel, heldenhaft, schön, mit Superkräften – die ihn auch mal selbst übermannen. Eine wichtige Rolle spielt das sagenumwobene Haus Ulster mit seinem König Conchobar und dem Druiden Cathbad, außerdem die irische Anderwelt, die Welt unter den Feenhügeln, die mit denen der Menschen verschlungen ist und immer wieder auch kollidiert. Hier meint man wirklich ganz deutlich auf Tolkiens Spuren zu wandeln. Und obendrauf: die tragische Geschichte von Deirdre and Naoise, die berühmteste Liebesgeschichte Irlands.
Matthias Egeler hat die versammelten Texte rund um den Rinderraub direkt aus dem Mittel- bzw. Altirischen übersetzt und die Übersetzung behutsam so modifiziert, dass die Geschichten auch für heutige Leser:innen unterhaltsam, spannend, komisch, schön zu lesen sind. Eine vergleichbare Ausgabe gibt es nicht. Kein Fan der Grünen Insel wird hier ernsthaft nicht zugreifen!

In den letzten 20 Jahren hat das Konzept ›Säkularisierung‹ seine Plausibilität für die Selbstdeutung Europas verloren. Die Literaturwissenschaft eröffnet in der derzeitigen Krise des Konzepts eine neue Perspektive. Sie untersucht "Säkularisierung" nicht als einen historischen Prozess, sondern als ein Narrativ, also einen kulturell etablierten Deutungsrahmen, in den individuelle wie kollektive Erlebnisse gegossen und zu einer überzeugenden Erzählung angeordnet werden können. Der Band erprobt diese neue Perspektive erstmals an konkreten Texten der skandinavischen Literatur um 1900: Welche Logiken bemühen literarische Texte in der Phase der Etablierung des Narrativs, um es glaubwürdig oder um Alternativen denkbar zu machen?

Mit Beiträgen von
Prof. Dr. Krzystof Bak; Assoc. Prof. Dr. Anna Bohlin, Prof. Dr. Joachim Grage; Angelika Gröger, M.A.; Prof. Dr. Annegret Heitmann; Prof. Dr. Dirk Johannsen; PD Dr. Markus Kleinert; Prof. Dr. Unni Langås; Dr. Dörte Linke; Prof. Dr. Thomas Mohnike; Prof. Dr. Klaus Müller-Wille; Prof. Dr. Joachim Schiedermair und Franziska Schlichtkrull, M.A..

 

2022 erschienen:

Die Færeyinga saga ist ein einzigartiger Text im Kontext der altnordischen Literatur. Als einziger vormoderner Text hat sie die Färöer im Nordatlantik zum Gegenstand, deren Geschichte sie im Stile einer Isländersaga als Familienkonflikt auserzählt, ist selbst aber nur als Interpolation in anderen Texten überliefert. Drehte sich die bisherige Forschungsdiskussion stets um ihre Historizität, Datierung, Überlieferung, Gattung und Ideologie, so betrachtet die vorliegende Studie den Text als Erzähleinheit in diesem Spannungsfeld und fragt textimmanent nach ihren Themen und Erzählverfahren. Als zentral stellen sich narrative Portraits verschiedener Akteure im Streit um politische Macht und Einflusssphären in der kleinen Inselgesellschaft heraus, die mitunter paradox und die Deutung irritierend gegeneinander modelliert werden und so die Rezipienten zu eigenständiger Einordnung des Dargestellten aufrufen. Die Erzählstrategien der Saga zielen insofern auf eine Öffnung des Textgehalts zur Interpretation ab, der so nicht allein Einblick in vormoderne Vorstellungswelten und zeitgebundene Diskurse ermöglicht, sondern die altisländische Erzählkunst als Medium der Erzeugung sozial relevanter Diskussion und ihrer Grundlagen offenbart.
The 9 essays collected in this volume are the result of a workshop for international doctoral and postdoctoral researchers in Old Norse-Icelandic Saga Studies held at the Institute for Nordic Philology (LMU) in Munich in December 2018. The contributors focus on ›unwanted‹, illicit, neglected, and marginalised elements in saga literature and research on it. The chapters cover a wide range of intra-textual phenomena, narrative strategies, and understudied aspects of individual texts and subgenres. The analyses demonstrate the importance of deviance and transgression as literary characteristics of saga narration, as well as the discursive parameters that have been dominant in Saga Studies. The aim of this collection is to highlight the productiveness of developing modified methodological approaches to the sagas and their study, with a starting point in narratological considerations. Andreas Schmidt and Daniela Hahn are postdoctoral researchers, reading and teaching Old Icelandic literature from narratological perspectives. Both completed their PhDs in Scandinavian Studies at the Ludwig-Maximilians-Universität in Munich. Following Bad Boys and Wicked Women (Münchner Nordistische Studien 27), this is their second co-edited collection of essays.

 

2021 erschienen:

  • Elke Haberzettl: Stille Stimmen. Schweigen als literarisches Verfahren in skandinavischen Erzähltexten
Sprache ist nicht nur Kommunikationsmittel, sondern formt und begrenzt auch unser Verständnis der Welt. Diese Erkenntnis der Moderne hat sich in der Sprachkunst in einem zunehmend kritischen Umgang mit dem eigenen Werkzeug niedergeschlagen. Dabei fungiert Schweigen im Sinne eines gezielten Verzichts auf Worte als zentrales und produktives literarisches Verfahren zur Auseinandersetzung mit den Grenzen der Sprache. Die vorliegende Studie begibt sich auf die Spuren dieser sprachlichen Grenzgänge und untersucht die Formen und Funktionen literarischen Schweigens am Beispiel von sechs skandinavischen Erzähltexten vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, wobei auch historische, soziale und mediale Entwicklungen reflektiert werden.
Das Nachdenken über die Zeit im Drama hat Tradition. Jedoch betrachten bisherige Untersuchungen die Zeit vornehmlich als dramaturgische Größe. Die vorliegende Studie fasst den Zeitbegriff weiter. Typisch moderne Zeitphänomene und -erfahrungen, wie zum Beispiel Beschleunigung, Apokalyptik oder Nostalgie, werden anhand von über 20 Dramen aus Skandinavien näher untersucht. Die analysierten Texte reichen von Ibsens »John Gabriel Borkman« und Strindbergs »Ein Traumspiel« bis zu aktuellen Stücken von AutorInnen wie Line Knutzon, Sara Stridsberg oder Lene Therese Teigen. Die Studie zeigt die hohe Sensibilität, die Drama und Theater in Zeit-Fragen besitzen, und liefert zudem einen breiten Überblick über die gegenwärtige, skandinavische Dramatik.
Das zweisprachige Erzählwerk Karen Blixens / Isak Dinesens weist vielfältige Spuren aus der 'ganzen Welt' auf, die auf unhintergehbare Zusammenhänge und Fernwirkungen deuten: Beziehungen zu fernen Orten, Figuren der Mobilität und der Fremdheit, einen ›global mix‹ der formalen Verfahren, unzählige Verweise auf weltliterarische Intertexte und provokative Weltentwürfe. Eine globalisierungstheoretisch inspirierte Perspektive konzentriert sich erstmals auf dieses bislang kaum beachtete Charakteristikum des Weltbezugs, der in Anekdoten, Figuren und Tropen des Werks niedergelegt ist. Durch ihre Welthaltigkeit reflektieren die Erzählungen Modelle und Dynamiken von Globalität, durch ihre Ästhetik inszenieren sie Fremdheit und Vernetzung gleichermaßen.