Nordistik
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Promotionsprojekt von Julia-Sophie Heier

Arbeitstitel: »Die dänischen Runensteine der Wikingerzeit: eine graphematische Studie«

Abstract:

Im Rahmen des Promotionsprojekt soll eine graphematische Studie zu den Inschriften der wikingerzeitlichen Runensteine Dänemarks erstellt werden. Der Schwerpunkt der Runenforschung lag bisher vor allem auf der sprachlichen Deutung und dem Edieren der Inschriften. Seit einiger Zeit rückt die historische Graphematik jedoch zunehmend in den Fokus der runologischen Forschung, dabei beschränken sich allerdings viele Studien lediglich auf die Beschreibung der Runenformen ohne Berücksichtigung der lautlichen Seite. Erst in jüngster Zeit entstanden graphematische Arbeiten innerhalb Runologie, die zusätzlich die Graphem-Phonem-Beziehung untersuchen und damit einen wichtigen Beitrag für das Verständnis der Runenschrift leisten. Daran soll das vorliegende Promotionsprojekt anknüpfen, um so einen Einblick in die Schriftverwendung der Wikingerzeit zu liefern. Das Corpus umfasst rund 230 Inschriften im jüngeren Fuþark, die über das gesamte Gebiet Dänemarks, Teile Schwedens und Schleswigs verteilt liegen. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von den Jahren 750–1050. Die Inschriften fallen somit in eine Zeit des Sprachwandels, der letztendlich die Aufspaltung des Altnordischen in Altwestnordisch und Altostnordisch zur Folge hat. Das Aufkommen des jüngeren Fuþarks und die damit einhergehende Reduzierung des Zeichensatzes von 24 auf 16 Zeichen führt außerdem dazu, dass neue Schreibstrategien für die Darstellung gewisser Laute entwickelt werden müssen. Für die graphematische Analyse soll zwischen der rein formalen und der linguistischen Ebene differenziert werden. Auf der formalen Ebene werden die Zeichen anhand charakteristischer Merkmale in Graphtypen eingeteilt, auf der linguistischen Ebene wird der Bezug des Schriftzeichens zu einem referentiellen Lautsystem hergestellt. Ziel des Projekts ist die Frage nach der Beziehung zwischen Zeicheninventar und korrespondierendem Lautinventar der wikingerzeitlichen Runeninschriften Dänemarks. Konkret soll erprobt werden, ob mittels einer graphematischen Studie der Inschriften Aussagen über die Schriftverwendung während der Wikingerzeit getroffen werden können. Auch gilt es herauszufinden, ob regionale Unterschiede in der Verwendung bestimmter Runenformen vorkommen und ob anhand der Graphem-Phonem-Korrespondenz mögliche orthographische Prinzipien abgeleitet werden können.

Betreuerin: Prof. Dr. Alessia Bauer